Kurzportrait des Feuersalamanders

Nov 14, 2015 by     Posted under: Amphib des Jahres 2016: Der Feuersalamander

Alte und neue Namen

Individuelles Fleckenmuster, Foto: A. Nöllert

Individuelles Fleckenmuster, Foto: A. Nöllert

Wissenschaftlich beschrieben wurde der Feuersalamander im Jahre 1758 unter dem Namen Lacerta salamandra durch Carl Von Linné, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht zwischen Amphibien und Reptilien unterschied, sondern die Art zusammen mit Eidechsen in eine gemeinsame Gattung stellte. Zehn Jahre nach dieser Artbeschreibung stellte Laurenti (1768) die Gattung Salamandra auf und beschrieb den Feuersalamander erneut unter dem Namen Salamandra maculosa, eine Bezeichnung, die bis weit ins 20. Jahrhundert Bestand hatte, obwohl schon 1896 die heute gültige Namenskombination Salamandra salamandra erstmals für den Feuersalamander benutzt wurde. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist vermutlich im arabischen Raum zu suchen und könnte auf das persische Wort „samandar“ (= feuerrot) zurückgehen. Im Volksmund war der Feuersalamander lange Zeit auch als „Erdsalamander“ oder „Feuermolch“ bekannt. Seine aktuelle deutsche Bezeichnung geht vermutlich auf einen alten Aberglauben zurück, nach dem das giftige Sekret, das die Tiere über ihre Haut absondern, Feuer löschen soll – was natürlich jeglicher Grundlage entbehrt.

Kurzportrait

Ohrdrüsen (Parotoiden), Foto: A. Kwet

Ohrdrüsen (Parotoiden), Foto: A. Kwet

Der Feuersalamander ist ein kräftig gebauter, landlebender Schwanzlurch mit kurzen Gliedmaßen, einem breiten, flachen Kopf und einem fast drehrunden Schwanz. In Mitteleuropa erreichen die meisten Exemplare Gesamtlängen zwischen 14 und 18 cm, in Südeuropa werden bei einigen Unterarten auch bis maximal 28 cm erreicht. Die Haut des Feuersalamanders ist relativ glatt und glänzend. Beiderseits unterhalb der Rückenmitte befindet sich jeweils eine Reihe kleiner Drüsenporen, am Hinterkopf ein Paar kräftiger Ohrdrüsen (Parotoiden) mit deutlichen schwarzen Drüsenöffnungen. Charakteristisch und unverkennbar ist die schwarz-gelbe Rückenfärbung und -zeichnung, die je nach Unterart, aber auch individuell sehr variabel ist. In Mitteleuropa sind Feuersalamander in der Regel lackschwarz mit einem Muster aus gelben, manchmal auch orangegelben bis rötlichen, meist unregelmäßig geformten Flecken, die speziell bei der Unterart S. s. terrestris streifenartig (in Form von zwei parallel verlaufenden Fleckenbändern) angeordnet sind. Der Bauch ist schwarz bis grau (teilweise ins Bläuliche gehend), nicht selten auch verwaschen gelblich gefleckt.

Salamandra salamandra terrestris ist eine der beiden in Mitteleuropa lebenden Unterarten des Feuersalamanders (hier ein relativ blass gefärbtes Tier mit der typischen Längsbänderung), Foto: B. Trapp

Salamandra salamandra terrestris ist eine der beiden in Mitteleuropa lebenden Unterarten des Feuersalamanders
(hier ein relativ blass gefärbtes Tier mit der typischen Längsbänderung), Foto: B. Trapp

Die auffällige Rückenzeichnung macht die Art nicht nur unverwechselbar, sondern dient auch der Warnung und Abwehr potenzieller Feinde. Der Feuersalamander kann bei Gefahr aus seinen Parotoiddrüsen und den Drüsenreihen am Rücken ein starkes Hautgift absondern, das für Fressfeinde bei Verschlucken eines Salamanders tödlich sein kann. Es besteht aus sogenannten Steroid-Alkaloiden wie Samandarin, Samandaridin und Samanderon, zentral wirkenden, krampfauslösenden Substanzen, die nicht nur vor Feinden, sondern auch effektiv vor Hautinfektionen schützen. Für die menschliche Haut ist dieses Giftsekret harmlos, der Kontakt mit Augen und Schleimhäuten sollte aber aufgrund der stark schleimhautreizenden Wirkung vermieden werden (nach Kontakt Hände waschen). Das in manchen Populationen oft etwas kleinere und schlankere Männchen unterscheidet sich zur Fortpflanzungszeit vom Weibchen vor allem durch die stärker geschwollene, wulstartig aufgetriebene Kloake mit deutlich ausgeprägtem, in der Mitte leicht klaffendem Längsspalt (Doppellippenwulst). Die Kloake der Weibchen dagegen ist flacher und zeigt nur eine einfache Wulst. Die Lebenserwartung von Feuersalamandern ist erstaunlich hoch. In Nordrhein-Westfalen hat man durch Langzeituntersuchungen im Freiland ein Alter von über 20 Jahren festgestellt, während die Art im Terrarium weit über 30 Jahre (im Extremfall über 50 Jahre) alt werden kann. Das individuelle schwarz-gelbe Fleckenmuster der Feuersalamander ist ebenso einzigartig wie der menschliche Fingerabdruck und bleibt nach der Ausdifferenzierung im Jugendstadium ein Leben lang erhalten. So ist die eindeutige Wiedererkennung durch Fotodokumentation des individuellen Zeichnungsmusters und damit die Altersbestimmung relativ einfach möglich.

So individuell wie der Fingerabdruck eines Menschen ist das schwarz-gelbe Fleckenmuster des Feuersalamanders; Foto: C. Leeb

So individuell wie der Fingerabdruck
eines Menschen ist
das schwarz-gelbe Fleckenmuster
des Feuersalamanders; Foto: C. Leeb

Vielfalt der Unterarten

Salamandra salamandra salamandra: Ein Tier mit kräftigem, aber untypischem Muster; Foto: B. Trapp

Salamandra salamandra salamandra: Ein Tier mit kräftigem, aber untypischem Muster; Foto: B. Trapp

Salamandra salamandra salamandra: Ein typisch gezeichnetes Exemplar, Foto: R. Podloucky

Salamandra salamandra salamandra: Ein typisch gezeichnetes
Exemplar, Foto: R. Podloucky

Kaum eine andere europäische Amphibienart zeigt eine derartige Färbungs- und Zeichnungsvielfalt wie der Feuersalamander, der noch bis in die 1990er-Jahre als eine einzige, sehr variable und weit verbreitete Amphibienart mit einer Reihe von Unterarten galt. Heute geht man meist von vier eigenständigen Arten mit über 20 Unterarten aus. Neben dem Nordafrikanischen Feuersalamander (Salamandra algira) im nordwestlichen Afrika und dem Orientalischen Feuersalamander (Salamandra infraimmaculata) in Kleinasien besiedeln zwei Arten Europa: Salamandra corsica, der Korsische Feuersalamander, sowie die einheimische Art Salamandra salamandra, die das gesamte Festlandeuropa besiedelt. Die meisten der aktuell 13–14 anerkannten Feuersalamanderunterarten in Europa sind auf der Iberischen Halbinsel verbreitet. Das größte Verbreitungsgebiet besiedeln allerdings die beiden auch bei uns heimischen mitteleuropäischen Unterarten. Die unregelmäßig gefleckte Nominatform S. s. salamandra kommt vom Südosten Deutschlands über Österreich, Tschechien und den größten Teil der Balkanhalbinsel bis etwa Bulgarien vor. Das Verbreitungsareal der mehr oder weniger deutlich längsgebänderten Unterart S. s. terrestris schließt sich in Westdeutschland an und erstreckt sich von dort über Frankreich bis in den Nordosten Spaniens (siehe: Verbreitung).

Textautoren: Philine Werner, Ulrich Schulte & Axel Kwet
Auch nachzulesen in der Aktionsbroschüre (hier als pdf-Datei erhältlich)

 

 

 

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