Einfluss von Wintertourismus auf montane herpetologische Artengemeinschaften in Europa

Dez 23, 2020 by     Posted under: Geförderte Projekte 2019, Hans-Schiemenz-Fonds

Annegret Grimm-Seyfarth, Michele Chiacchio, Klaus Henle

Die Alpen zählen zu den
biodiversitätsreichsten Regionen Europas. In den letzten Jahrzehnten kam es
dort allerdings zu gravierenden Lebensraumveränderungen. Zu den Auslösern zählen
dabei neben dem globalen Klimawandel die Habitatfragmentierung und Aufgabe der
traditionellen Landwirtschaft. Insbesondere der regionale Skitourismus gehört aufgrund
der massiven Eingriffe in die Natur zu den Hauptverursachern der
Lebensraumveränderungen in den Alpen. Der Bau und die Instandhaltung der Pisten
haben weitreichende Auswirkungen auf das Mikroklima und somit die
Zusammensetzung und Diversität der montanen  Flora und Fauna.  Davon betroffen sind insbesondere Reptilien
und Amphibien, die ausgesprochen sensibel auf Temperatur- und Mikrohabitatveränderungen
reagieren.

Der Einfluss des Skitourismus auf die
Herpetofauna der europäischen Alpen wurde in bisherigen Studien lediglich
sporadisch untersucht, weshalb diese Studie sich zum Ziel gesetzt hat, diese
Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen (Individuen, Populationen, Arten-/Lebensgemeinschaften)
zu untersuchen. Ziel ist es dabei, den Einfluss von Umweltfaktoren auf Aspekte
wie Körperkondition, Populationsstrukturen und Artenvorkommen zu untersuchen.
Zudem werden die mikroklimatischen Veränderungen auf Skipisten mit denen
traditionell genutzter Wiesen verglichen.  Weiterhin soll die Verteilung ausgewählter
Arten mithilfe eines Habitatmodells unter Einbezug rezenter und künftiger
Klima- und Landnutzungsszenarios modelliert werden.

Eine typische Art des Alpenraums – der Alpensalamander (Salamandra atra) (c) A. Grimm-Seyfarth

Nach einer Pilotuntersuchung des
Doktoranden Michele Chiacchio im Paneveggio-Pale di San Martino Naturparks in
Trentino (Italien) im Sommer 2018 steht fest, dass diese Region beste
Voraussetzungen als Untersuchungsgebiet mit sich bringt. Insbesondere durch die
Unterteilung des Parks in drei unterschiedlich genutzte Gebiete, die unberührte
Kernzone, die schonend bewirtschaftete Pflegezone und die Entwicklungszone mit
Skipisten, ist hier eine gute Vergleichbarkeit gewährleistet. Erste Ergebnisse
belegen bereits Unterschiede in der Individuendichte in den verschiedenen
Zonen, welche bis 2020 durch detaillierte Datenerfassungen in allen drei
Habitaten ergänzt werden. Zur Erfassung der Amphibien- und Reptilienarten
werden verschiedene Methoden kombiniert: sowohl Abdeckplatten, Trichterfallen
als auch aktive Transektsuchen kommen dabei zum Einsatz. Zusätzlich wird das Mikroklima
durchgehend und engmaschig mithilfe von Temperatur- und
Feuchtigkeitsdatenloggern aufgenommen. Die Vegetations-, Bodentemperatur- und
Feuchtigkeitsunterschiede zwischen den Plots werden dann in die zukünftigen
Auswertungen mit einbezogen.

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