Naturschutzgenetik der Pantherschildkröte
Originaltitel:
Naturschutzgenetik der Pantherschildkröte Stigmochelys pardalis
Das subsaharische Afrika ist mit rund 20 derzeit anerkannten Arten (Branch 2007, Fritz & Havaš 2007, Kindler et al. 2012; Hofmeyer et al. 2017) weltweit die Region mit den meisten Landschildkröten (Familie Testudinidae). Die am weitesten verbreitete afrikanische Art ist die Pantherschildkröte Stigmochelys pardalis (Bell, 1828). Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Horn von Afrika über Ostafrika bis nach Südafrika, Namibia und in das südliche Angola (Iverson 1992, Ernst et al. 2000, Fritz & Havaš 2007, Fritz et al. 2010). Die Pantherschildkröte ist jedoch fast überall durch Habitatveränderungen, den Straßenverkehr, die nicht nachhaltige Nutzung als Nahrungsmittel und den illegalen Tierhandel bedroht. Viele Tiere verenden auch an den im südlichen Afrika häufigen Elektrozäunen (Evans 1988, Branch 2008, Boycott & Bourquin 2000). Die sehr hübschen Jungtiere werden oft mitgenommen und als „Haustiere“ gehalten. Dies hat in vielen Gebieten dazu geführt, dass die einst häufige Art bedroht ist. Im östlichen und westlichen Südafrika ist sie bereits völlig verschwunden (Hofmeyr & Baard 2015). Die meisten Pantherschildkröten leben in Südafrika heutzutage in privaten Reservaten und Farmen. Als „Haustiere“ gehaltene Schildkröten werden oft freigelassen, wenn sie zu groß werden. Das ist jedoch durchaus problematisch, da es bei der Pantherschildkröte mindestens sieben verschiedene mitochondriale Linien gibt, von denen fünf in Südafrika und Namibia vorkommen (Fritz et al. 2010). Werden nun Pantherschildkröten „einfach freigelassen“ besteht natürlich immer die Gefahr der Vermischung verschiedener genetischer Linien. Deshalb ist die Entwicklung von Richtlinien für geeignete Naturschutzpraktiken unerlässlich. Unsere Arbeit zielt darauf ab, hierfür den genetischen Hintergrund zu liefern und so zur Erhaltung der genetischen Vielfalt von Pantherschildkröten beizutragen. Da sich der bisherige Stand der Forschung nur auf das mitochondriale Genom stützt (Fritz et al. 2010), welches maternal vererbt, haben wir unseren bereits bestehender genetischer Datensatz von über 180 Proben aus Südafrika und Namibia zusätzlich mit schnell evolvierenden Kernmarkern (selektionsneutralen Mikrosatelliten-Loci) ergänzt. Damit können wir Aussagen zur natürlichen und anthropogenen Vermischung genetischer Linien, aber auch zu einem möglichen Verlust genomischer Variabilität machen. In unserer Probensammlung gibt es bislang noch Lücken. Diese werden wir voraussichtlich Ende 2018 in einem Feldaufenthalt im Norden Südafrikas schließen, wodurch für Südafrika ein umfassendes Bild entstehen wird, das als Grundlage für Handlungsempfehlungen für den Naturschutz dienen kann. Die Suche nach Pantherschildkröten wird bei geeigneten Wetterbedingungen sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto erfolgen. Wir werden Proben von lebenden Schildkröten (Blutproben), Straßenopfern und anderen Totfunden (Gewebeproben) sammeln, wobei die lebenden Schildkröten nach der Beprobung am Fundort wieder freigelassen werden. Das Probenmaterial wird im DNA-Labor von Senckenberg Dresden bearbeitet und analysiert werden.
Melita Vamberger1, Margaretha D. Hofmeyr2
1 Museum of Zoology Dresden, Senckenberg, Deutschland
2 Department for Biodiversity and Conservation Biology of the University of the Western Cape, South Africa
Literatur:
- Branch, W.R. (2007). A new species of tortoise of the genus Homopus (Chelonia: Testudinidae) from southern Namibia. Afr. J. Herpetol., 56,1–21.
- Branch, W.R. (2008). Tortoises, Terrapins & Turtles of Africa. 128 pp
- Boycott, R.C., Bourquin, O. (2000). The Southern African Tortoise Book. A Guide to Southern African Tortoises, Terrapins and Turtles. Privately Printed, KwaZulu-Natal.
- Ernst C.H., Altenburg R.G.M., Barbour R.W. (2000). Turtles of the World. World Biodiversity Database, CD-ROM Series, Windows Version 1.2. Biodiversity Center of ETI, Amsterdam.
- Evans, D. (1988). Leopard Tortoise – Geochelone pardalis (Bell, 1828). Significant trade in wildlife: A review of selected species in CITES Appendix II. 2. Reptiles and invertebrates.Cambridge: IUCN.
- Fritz U. & P. Havaš (2007). Checklist of chelonians of the world. Vertebrate Zoology, 57, 149-368.
- Fritz, U., Daniels, S. R., Hofmeyr, M. D., González, J., Barrio‐Amorós, C. L., Široký, P., & Stuckas, H. (2010). Mitochondrial phylogeography and subspecies of the wide‐ranging sub‐Saharan leopard tortoise Stigmochelys pardalis (Testudines: Testudinidae)–a case study for the pitfalls of pseudogenes and GenBank sequences. Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research, 48(4), 348-359.
- Hofmeyr, M.D. & Baard, H.W.B (2015). Stigmochelys pardalis (Bell, 1828) Leopard Tortoise; Mountain Tortoise. In: Bates, M.F., Branch, W.R., Bauer, A.M., Burger, M., Marais, J., Alexander, G.J. & de Villiers, M.S. (2015) Atlas and Red List of the Reptiles of South Africa, Lesotho and Swaziland, 84-85.
- Hofmeyr, M.D., Vamberger, M., Branch, W., Schleicher, A. & S.R. Daniels (2017). Tortoise (Reptilia, Testudinidae) radiations in Southern Africa from the Eocene to the present. Zoologica Scripta, 46, 389-400.
- Iverson J.B. (1992). A Revised Checklist with Distribution Maps of the Turtles of the World. Privately Printed, Richmond, Indiana.
- Kindler, C., Branch, W. R., Hofmeyr, M. D., Maran, J., Vences, M., Harvey, J., & Fritz, U. (2012). Molecular phylogeny of African hinge‐back tortoises (Kinixys): implications for phylogeography and taxonomy (Testudines: Testudinidae). Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research, 50(3), 192-201.
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