Kurzporträt der Sumpfschildkröte

Kontrastreiche Färbung im Protrait

Kontrastreiche Färbung im Portrait

Europäische Sumpfschildkröten sind morphologisch sehr variabel, zeichnen sich aber immer durch ein sogenanntes „Scharnier“ im Bauchpanzer aus, das eine lederartige Verbindung zwischen dem vorderen und hinteren Teil des Bauchpanzers darstellt. Da bei ausgewachsenen Sumpfschildkröten zudem die „Brücke“, die Verbindung zwischen Rücken- und Bauchpanzer, ebenfalls nicht verknöchert ist, erlaubt dies eine eingeschränkte Beweglichkeit der beiden Bauchpanzerteile. Dadurch können die Tiere die Panzeröffnungen etwas verkleinern, wenn sie sich bedroht fühlen. Alle Europäischen Sumpfschildkröten besitzen einen relativ langen Schwanz. Europäischen Sumpfschildkröten sind im Süden mit Panzerlängen von höchstens 15 cm recht klein. Manche Populationen im östlichen Mittelmeergebiet sind geradezu zwergwüchsig, und die Schildkröten können dort unter 10–12 cm Panzerlänge bleiben. Im Norden und Osten des riesigen Verbreitungsgebiets sind Europäische Sumpfschildkröten grundsätzlich viel größer als im Süden und können Panzerlängen von maximal 23 cm erreichen. Tiere aus dem Süden wiegen in der Regel weniger als 500 g; im Norden und Osten werden sie der größeren Panzerlänge entsprechend viel schwerer, wobei Männchen in der Regel unter 1 kg bleiben.

Bauchpanzer einer nördlichen E. orbicularis; Foto: N. Schneeweiß

Bauchpanzer einer nördlichen E. orbicularis; Foto: N. Schneeweiß

Charakteristisch für E. orbicularisist der lange Schwanz; Foto: D. Schmidt

Charakteristisch für E. orbicularis ist der lange Schwanz; Foto: D. Schmidt

Weibchen können ohne weiteres 1,5 kg Körpermasse übertreff en. Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung sind Europäische Sumpfschildkröten ebenfalls recht variabel. Tiere aus nördlichen Vorkommen sind immer ziemlich dunkel gefärbt, und der Bauchpanzer kann fast einfarbig schwarz sein. Im Süden kommen ebenfalls dunkle Exemplare vor, wobei der Bauchpanzer meist gelblich gefärbt ist, aber auch ausgesprochen helle Tiere oder Exemplare mit einem in der Grundfarbe gelblichen bis einfarbig beigen Rückenpanzer. Oft haben Männchen auf dem Rückenpanzer eher rundliche Flecken, während Weibchen eine strahlenförmige Zeichnung aufweisen. Männliche Europäische Sumpfschildkröten unterscheiden sich von weiblichen zudem durch den deutlich flacheren Panzer (mit oft konkavem Bauchpanzer), stärker gekrümmte Krallen, einen deutlich dickeren (aber nicht längeren) Schwanz und eine in der Regel dunklere Färbung. Bei Männchen ist die Kloakenöffnung deutlich weiter vom hinteren Panzerrand entfernt als bei Weibchen. Die kleinwüchsigen Sumpfschildkröten aus dem Süden des Verbreitungsgebiets legen meist nur 4–8 Eier in einem Gelege, schreiten aber pro Jahr mitunter bis zu drei Mal zur Eiablage. Im Norden des Verbreitungsgebiets kommt es dagegen in der Regel nur zu einer Eiablage pro Jahr, wobei ein Gelege hier 10–20 Eier, manchmal sogar mehr, umfassen kann.

Junge Sumpfschildkröte; Foto: N. Schneeweiß

Junge Sumpfschildkröte; Foto: N. Schneeweiß

Schlüpflinge haben einen viel rundlicheren Panzer als ältere Exemplare. Der Rückenpanzer ist bei ihnen meist fast einfarbig braun, das gelbe Plastron hat eine große schwarze Zentralfigur. Europäische Sumpfschildkröten wachsen in den ersten Lebensjahren sehr schnell. Männchen können in den südlichen Teilen des Verbreitungsgebiets schon ab dem 4. Lebensjahr geschlechtsreif werden, Weibchen ab dem 5. Lebensjahr. Im Norden dauert dies deutlich länger und ist erst mit 14–18 Jahren der Fall.

Über die maximale Lebensdauer von Europäischen Sumpfschildkröten wird viel geschrieben. Vertrauenswürdig sind jedoch die wenigsten Angaben. Eine Ausnahme stellt allerdings der Bericht über eine Sumpfschildkröte dar, die in Mittelfrankreich von dem bekannten Reptilienforscher Raymond Rollinat 60 Jahre lang gehalten wurde. Das Tier ist in dieser Zeit regelmäßig zur Fortpflanzung geschritten. Da diese Schildkröte bereits ausgewachsen war, als sie in menschliche Obhut kam, erscheint hier ein Lebensalter von 70 Jahren oder mehr realistisch. Die Schildkröte starb übrigens nicht an Altersschwäche, sondern fiel einem Unfall zum Opfer!

Textautoren: Uwe Fritz, Norbert Schneeweiß & Richard Podloucky

Textquelle: Aktionsbroschüre zum Reptil des Jahres 2015 (hier als pdf herunterladen)

This page as PDF Download als PDF