Das Reptil des Jahres 2006: Die Waldeidechse

Feb 6, 2006 by     Posted under: Reptil des Jahres 2006: Die Waldeidechse
Reptil des Jahres 2006: Die Waldeidechse

Reptil des Jahres 2006: Die Waldeidechse

Mit dem ersten „Reptil des Jahres“ möchte die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde die Waldeidechse (Zootoca vivipara) ins Rampenlicht rücken. Diese unscheinbare, oft übersehene und bislang wenig gewürdigte Eidechse wurde lange Zeit als „Allerweltsart“ betrachtet. Mittlerweile wird jedoch deutlich, dass sie keineswegs überall vorkommt und dass sie in einer Reihe Bundesländer in die „Roten Listen der gefährdeten Tiere und Pflanzen“ aufgenommen werden musste. Ein langfristig gesichertes Überleben setzt vor allem eine gute Vernetzung ihrer wichtigsten Lebensraumtypen voraus. Großflächige intensive Landnutzung (Forst- und Landwirtschaft, Überbauung sowie ein immer dichter werdendes Straßennetz) führen zur Isolation ihrer Bestände und letztlich zum lokalen und regionalen Aussterben.

Die Waldeidechse hat das größte Verbreitungsgebiet Land gebundener Reptilien, keine andere Reptilienart dringt so weit nach Norden. Sie besiedelt mehrere Landschaftszonen Eurasiens, findet sich in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume, aber auch die Biologie birgt noch zahlreiche Rätsel, so gibt es bei dieser Art zum Beispiel sowohl eierlegende als auch lebendgebärende Populationen. Weiterhin dient verschiedenen Wissenschaftlergruppen seit länge­rem als „Haustier“ für grundlegende Untersuchungen über bestimmte Evolutionsvorgänge, Anpassungen und Sozialverhalten. Auf Grund ihrer Umweltansprüche steht die Waldeidechse stellvertretend für bestimm­te Lebensräume, nämlich ökologisch intakte Heide-, Moor- und Waldlandschaften, die gerade in Deutschland zunehmend in Bedrängnis geraten. Und die Waldeidechse hat den großen Vorteil, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Amphibien und Reptilien in jedem deutschen Bundesland vorkommt. Sie eignet sich damit sehr gut als eine über­greifende „Integrationsart“; die meisten Schulen oder Kindergärten können – praktisch direkt vor ihrer Haustüre – relativ einfach Naturbeobachtungen an dieser Art anstellen.

Autoren: Dr. Dieter Glandt, Dr. Axel Kwet (2. Vorsitzender der DGHT, Geschäftsbereich Feldherpetologie/Naturschutz)

Textquelle: Aktionsbroschüre 2006: Die Waldeidechse (download)

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