Verbreitung der Gelbbauchunke

Nov 25, 2013 by     Posted under: Amphib des Jahres 2014: Die Gelbbauchunke

Eine echte Europäerin

Das Verbreitungsgebiet der Gelbauchunke in Europa (Bombina variegata: grün; Bombina pachypus: rot)

Das Verbreitungsgebiet der Gelbauchunke in Europa
(Bombina variegata: grün; Bombina pachypus: rot)

Die Gelbbauchunke ist eine in Europa endemische Amphibienart. Den größten Teil des Verbreitungsgebietes besiedelt die Nominatform, Bombina variegata variegata. Ihr Areal erstreckt sich vom südwestlichen Frankreich durch große Teile Mitteleuropas bis in die Karpaten (Rumänien, östliche Ukraine). Auf der Balkanhalbinsel schließt sich das Areal der Unterart Bombina variegata scabra an. Immer schon unklar und bis heute umstritten ist der Status von Bombina variegata kolombatovici aus Dalmatien. Vor allem entlang der westlichen und nördlichen Verbreitungsgrenzen hat die Gelbbauchunke durch menschliche Aktivitäten großflächige Arealverluste erlitten, sodass sich das Verbreitungsbild dort gegenwärtig als sehr stark zersplittert darstellt – mit Vorkommen, die beträchtlich weit voneinander liegen und teilweise stark isoliert sind. Entlang der östlichen Verbreitungsgrenze und im Donau-Becken kommt es zu Hybridisierungen zwischen Gelb- und Rotbauchunke. Solche Kontaktzonen beider Arten gibt es beispielsweise im Bereich der ungarischen Tiefebene, wo sich in den kleinflächigen Mittelgebirgen inselartige Vorkommen der Gelbbauchunke im Verbreitungsgebiet der Rotbauchunke befinden, oder auch in der Umgebung von Wien, in der Slowakei und im nördlichen Rumänien.
Die größten Höhen ihrer Vertikalverbreitung erreicht die Gelbbauchunke im südlichen und östlichen Teil des Areals, in Albanien (Korab-Gebirge: 2.200 m ü. NN), Bulgarien (Balkan-Gebirge: 2.100 m ü. NN), Rumänien (Karpaten: 2.000 m ü. NN) sowie in Griechenland, wo die Art zwischen 20 und 2.180 m ü. NN (Timfi -Gebirge) siedelt. 1954 und 1965 wurden erfolglose Ansiedlungsversuche mit dieser Art in Großbritannien vorgenommen. Auch in Deutschland wurden verschiedentlich schon Gelbbauchunken fremder Herkunft angesiedelt, so beispielsweise in Sachsen und Thüringen.

Die Gelbbauchunke in Deutschland

Verbreitung der Gelbbauchunke in Deutschland

Verbreitung der Gelbbauchunke in Deutschland (Daten von 1990–2006) nach dem deutschen nationalen Bericht nach Art. 17 FFH-Richtlinie(Bundesamt für Naturschutz 2007)

Die Gelbbauchunke ist vor allem eine Bewohnerin des Berg- und Hügellandes. In der Vertikalverbreitung erreicht die Art in Baden-Württemberg 930 m ü. NN, auf der Adelegg (Kreis Ravensburg) in Bayern sogar rund 1.000 m ü. NN. Durch Deutschland verläuft ein Teil der nördlichen und nordöstlichen Arealgrenze der Gelbbauchunke. Die östlichsten bodenständigen Vorkommen Deutschlands gab es ehemals im sächsischen Vogtland. Sie sind heute erloschen. Derzeit existieren im westlichen Sachsen einige angesiedelte Vorkommen, von denen das bei Göritzhain (Tiere aus Karpaten-Population) mit 100–200 Individuen das individuenreichste ist. In Thüringen sind drei voneinander getrennte Verbreitungsgebiete bekannt. Der Verbreitungsschwerpunkt mit teilweise zusammenhängenden und individuenreichen Beständen befindet sich im westlichen Landesteil (z. B. südlicher Hainich). Das einzige derzeit bekannte bodenständige Vorkommen Ostthüringens liegt im Mittleren Saaletal bei Jena und im Gebiet des Südharzer Zechsteingürtels. Ob das Vorkommen im Schwarzatal bei Bad Blankenburg noch existiert, ist derzeit nicht bekannt. In Niedersachsen existieren fünf voneinander isolierte Vorkommen im Weser- und Leinebergland. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen im Landkreis Schaumburg und in den Landkreisen Hildesheim und Holzminden. In Hessen siedelt die Gelbbauchunke noch vereinzelt und in oft isolierten „Restpopulationen“. Im Landesvergleich überdurchschnittlich dicht besiedelt sind das Westhessische Bergland und das Oberrheinische Tiefland. Die aktuellen bodenständigen Vorkommen in Nordrhein-Westfalen sind weitgehend voneinander isoliert und befinden sich z. B. im nördlichen Eifelvorland um Aachen, im Drachenfelser Ländchen bei Bonn, in der Köln-Bonner-Rheinebene, im Bergischen Land, im südwestlichem Siegerland und im Siebengebirge. In Rheinland-Pfalz ist die Gelbbauchunke sehr lückig verbreitet. Siedlungsschwerpunkte sind der Westerwald, das Saar-Nahe-Bergland, das Moseltal und der Hunsrück. Der Verbreitungsschwerpunkt der Gelbbauchunke im Saarland liegt im mittleren und südöstlichen Landesteil, vor allem im Prims-Blies-Hügelland, im Saarkohlewald und im Saar-Blies-Gau. In Baden-Württemberg ist die Gelbbauchunke relativ weit verbreitet. Verbreitungsschwerpunkte mit teils hohen Funddichten sind der mittlere Neckarraum, das Oberrheingebiet und Bodenseebecken sowie der obere Donauraum bis zum Hügelland der unteren Riss. Spärlich oder nicht besiedelt sind höhere Lagen des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb sowie des Alpenvorlandes (Allgäu). Die Art ist nahezu in ganz Bayern verbreitet. Verbreitungslücken finden sich z. B. im Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirge und daran grenzenden Hügelland, in der nördlichen Hälfte des Oberpfälzisch-Bayrischen Waldes und im größten Teil des vor allem westlichen Alpen-Gebietes. Die Mehrzahl der Lücken scheint auf Informationsdefizite zurückzugehen; großflächiger fehlt die Gelbbauchunke wohl nur im Nordosten Oberfrankens.

Die Gelbbauchunke in Österreich

Verbreitung der Gelbbauchunke in Österreich; Weiße Punkte: Nachweise bis 1990; schwarze Punkte: Nachweise ab 1990 (Quelle: Herpetofaunistische Datenbank, Naturhistorisches Museum Wien)

Verbreitung der Gelbbauchunke in Österreich; Weiße Punkte: Nachweise bis 1990; schwarze Punkte: Nachweise ab 1990 (Quelle: Herpetofaunistische Datenbank, Naturhistorisches Museum Wien)

Die Gelbbauchunke kommt in Österreich in allen Bundesländern vor. Sie tritt in Seehöhen von 200–1900 m ü. NN auf, die meisten Vorkommen liegen zwischen 300 und 600 m ü. NN. Das Verbreitungsgebiet in Österreich dürfte insgesamt gut bekannt sein, die aktuelle Situation ist aber regional sehr unterschiedlich genau dokumentiert. Die Gelbbauchunke fehlt im Hochgebirge und in den Tieflagen im Osten des Landes. Am Ostrand grenzt ihr Verbreitungsgebiet an das Areal der Rotbauchunke; in dieser Kontaktzone kann natürliche Hybridisierung der beiden Arten statt finden, durch die Fragmentierung der Lebensräume gibt es aber keine kontinuierliche Hybridzone, die meisten Populationen lassen sich klar der einen oder anderen Art zuordnen.

Textautoren: Günter Gollmann, Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH)

Die Gelbbauchunke in der Schweiz

Verbreitung der Gelbbauchunke in der Schweiz auf der Basis von 25 km2-Quadranten. Rote Punkte: Nachweise ab 2005, gelbe Punkte: Nachweise bis 2004 (Quelle: karch, Schweiz)

Verbreitung der Gelbbauchunke in der Schweiz auf der Basis von 25 km2-Quadranten. Rote Punkte: Nachweise ab 2005, gelbe Punkte: Nachweise bis 2004 (Quelle: karch, Schweiz)

Die Gelbbauchunke gehört in der Schweiz zu den weit verbreiteten Arten, denn sie kommt in großen Teilen des Landes nördlich der Alpen zwischen Genf und dem Bodensee vor. Die manchmal auch „Bergunke“ genannte Art besiedelt in der Schweiz aber weniger die Berge, sondern die tiefen Lagen (300–500 m ü. NN). Die Gelbbauchunke dringt entlang der Alpenflüsse jedoch weit in die Alpen ein, etwa im Wallis oder im Berner Oberland, und es gibt auch Bestände in deutlich höheren Lagen. Die höchste sich fortpflanzende Population findet sich auf 1.145 m ü. NN bei Ebnat-Kappel im Kanton St. Gallen; einzelne Individuen wurden sogar bis in eine Höhe von 1.645 m ü. NN gefunden. Südlich der Alpen, im Tessin, lebte früher die Art Bombina pachypus (bzw. Unterart B. variegata pachypus) Es gibt allerdings aktuell nur einen gesicherten Nachweis aus der Südschweiz; sicher ist nur, dass die Art (bzw. Unterart) heute nicht mehr im Tessin vorkommt.

Textautoren: Benedikt R. Schmidt & Silvia Zumbach
Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (KARCH)

 

Die Gelbbauchunke in Luxemburg

Fotodokumentation der individuell unterschiedlichen Bauchseite

Fotodokumentation der individuell unterschiedlichen
Bauchseite

Die Gelbbauchunke (französisch: sonneur à pieds épais; luxemburgisch: Onk) war früher in Luxemburg wesentlich häufiger als heute. 1870 wurde sie im ganzen Land als weit verbreitet und sehr häufig bezeichnet, als Fundort sind die Pleitringer Weiher erwähnt. Insbesondere war die Gelbbauchunke in den Ardennen sehr häufig. Gut 50 Jahre später wurde die Art von Autoren 1979 und 1982 in Luxemburg und Belgien als „vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Art“ eingestuft. Eine letz te kleine Population existierte bis Mitte der 1980-Jahre in einem Straßengraben entlang der Nationalstraße 13 zwischen Bous und Dalheim. Ansonsten liegen für den Zeitraum von 1965–1985 nur wenige Einzelbeobachtungen vor.
Seit 1985 liegen nur noch mehr oder weniger regelmäßige Nachweise aus der Umgebung von Düdelingen vor. Im Bereich des Naturschutzgebietes „Haardt“ existiert seit mehreren Jahren eine kleine Population, die sich auch erfolgreich fortpflanzt. Durch Fotografieren der bei jedem Exemplar unterschiedlich gefärbten Bauchunterseite konnten mindestens 30 verschiedene Tiere identifiziert werden. Eine zweite Population wurde 2013 in der Gegend von Beidweiler, im Osten des Landes, festgestellt.
Der seit Beginn dieses Jahrhunderts in Luxemburg und Belgien festgestellte starke Rückgang der Gelbbauchunke könnte vielleicht auch auf eine Verschiebung der nördlichen Verbreitungsgrenze nach Süden hin zurückzuführen sein (Luxemburg und Belgien liegen im Bereich der nördlichen Verbreitungsgrenze der Gelbbauchunke).

Autoren: Musée Nationale d‘Histoire Naturelle

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