Das Unkenjahr
In Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen können Gelbbauchunken bereits im März, zumeist aber erst ab April im Laichgewässer erscheinen. Die Zuwanderung erfolgt gewöhnlich in regnerischen Nächten bei mittleren Tagestemperaturen von etwa 10 °C.
Die Fortpflanzungsaktivitäten (rufende Männchen) beginnen bei Wassertemperaturen von ca. 11–15 °C. Der erste Laich kann bereits im letzten Aprildrittel, oft aber erst in der ersten Maidekade gefunden werden. Gelbbauchunken pflanzen sich bis in den Juli/August, manchmal auch bis in den September hinein fort. Innerhalb dieser langen Zeitspanne lassen sich 2–4, jeweils durch Niederschläge ausgelöste Ruf- und Laichperioden nachweisen. Diese können, in Abhängigkeit vom Niederschlag, mehrere Tage bis über einen Monat dauern. Während dieser Zeit wechseln die Unken häufiger ihre Aufenthaltsorte zwischen den vom Regenwasser gefüllten vegetationslosen bzw. -armen Fortpflanzungsgewässern, den eher vegetationsreichen Aufenthaltsgewässern sowie dem Landlebensraum.
Stehen geeignete permanente Kleingewässer zur Verfügung, erfolgt die Paarungsaktivität relativ gleichmäßig über den gesamten Zeitraum verteilt. Die Embryonalentwicklung der frisch abgelegten Gelege ist temperaturabhängig nach 4–10 Tagen beendet, und ab Mai lassen sich regelmäßig Larven unterschiedlicher Entwicklungsstadien im Wasser finden. Mitte Juni/Anfang Juli ist die Metamorphose der Larven abgeschlossen, und die ersten Jungunken können beobachtet werden. Im Laufe des Sommers verlassen auch die adulten Unken das Wasser und suchen Landlebensräume auf; dann sind gewöhnlich nur noch Metamorphlinge im bzw. am Gewässer zu finden. Die Winterquartiere werden wohl ab September/Oktober aufgesucht.
Ein biologischer Steckbrief
- Aktivität: Gelbbauchunken sind mehr oder weniger ganztägig aktiv.
- Paarung: Das Männchen umklammert das Weibchen bei der Paarung mit den Vorderbeinen im Lendenbereich (sog. Amplexuslumbalis) und befruchtet den austretenden Laich.
- Rufe: Die relativ leisen, melodischen Anzeigerufe („Paarungsrufe“) der Männchen bestehen aus vielen in gleichmäßiger Folge erzeugten Einzelklängen:„uuh…uuh…uuh“. Die Dauer der Rufserien beträgt ca. sechs Minuten, die Rufpausen dauern meist 1–12 Minuten. Die Ruff olgenhäufi gkeit steigt mit der Temperatur an, von 54 Rufen/min bei 15 °C bis 140 Rufen/min bei 30 °C. Die Grundfrequenz und Rufdauer sind abhängig von der Größe des Männchens. Männchen und Weibchen können kurze, leise „gackernde“ Befreiungsrufe erzeugen, wenn sie fälschlich umklammert werden.
- Reviere: Rufende Männchen besetzen kreisförmige Territorien von mindestens 50 cm Radius und erzeugen mit Hinterbeinen Wasserwellen, die neben den Rufen die vorübergehenden Reviere markieren.
- Laich: Die Gelbbauchunkenweibchen legen mehrmals kleine Laichklumpen, die in der Regel 10–20 Eier (max. 130) beinhalten und an Wasserpflanzen, untergetauchten Grashalmen oder ähnlichen Strukturen befestigt werden, pro Laichsaison und Weibchen sind es durchschnitt lich 75–85 Eier (Maximalwert im Terrarium: 1.331 Eier). Der Eidurchmesser beträgt 1,7–2,2 mm, der Durchmesser der Gallerthüllen in Abhängigkeit vom Quellzustand 3,8–7,0 mm.
- Larven: Ihre Länge beträgt beim Schlupf 6–10 mm, die maximale Gesamtlänge kurz vor der Metamorphose ca. 50 mm.
- Metamorphlinge: Ihre Größe beträgt weniger als 10 mm und bis zu 20 mm.
- Nahrung: Die Nahrungsaufnahme erfolgt hauptsächlich an Land. 80 % der Beutetiere sind Insekten, weiterhin Spinnen, Kleinkrebse, Milben und diverse Ringelwurmarten. Die Larven ernähren sich vom Detritus des Gewässerbodens.
- Fressfeinde: Infolge der Hautgifte hat die Gelbbauchunke nur wenige natürliche Feinde, u. a. Waschbär, Schwarzstorch, Graureiher, Rabenkrähe, Ringel und Würfelnatter, See- und Teichfrosch. Der Laich wird von anderen Amphibienlarven, den eigenen Larven sowie von Molchen verzehrt. Die Larven werden zur Beute von Fischen, räuberischen Wasserinsekten oder wasserlebenden Insektenlarven, z. B. Schwimmkäfer, Wasserkäfer, Wasserwanzen, Libellenlarven.
- Abwehr- und Fluchtverhalten: Unkenreflex: Bei Bedrohung wird der Körper kahnartig im vorderen und hinteren Teil nach oben gebogen (Kahnstellung), wobei zusätzlich die Hand- sowie Fußunterseiten nach außen und oben gerichtet sind. Dabei werden Teile der gelben Warnfärbung sichtbar. Unken werfen sich allerdings nicht auf den Rücken, um ihre „Warnfarbe“ der Unterseite zu präsentieren. Absonderung wirksamer Hautgifte (Toxine): Kontakt mit Nasenschleimhaut beim Menschen führt zum sogenannten „Unkenschnupfen“. Gelangen die Toxine ins Auge, führt dies ebenfalls zu starken Reizungen. Flucht: Sie erfolgt auf den zumeist von Mulm bedeckten Gewässerboden, wo sich die Tiere kurzzeitig locker eingraben. In lehmigen oder tonigen Gewässern tauchen die Unken in das trübe Wasser.
- Alter: Unter natürlichen Bedingungen mindestens 14 Jahre, im Terrarium über 20 Jahre