Lebensräume

Feb 6, 2010 by     Posted under: Amphib des Jahres 2010: Der Teichmolch

Amphibienarten mit einem sehr großen Verbreitungsareal, wie unser Teichmolch, besiedeln meist eine Vielzahl von Lebensräumen. Die Spanne reicht von natürlichen und naturbelassenen Gebieten bis hin zu unseren Kulturlandschaften in extrem dicht besiedelten Regionen. Naturnahe Gärten mit Gartenteichen stellen dabei keine Ausnahme dar. Auch aus geographischer Sicht ist der Teichmolch sehr variabel. Er lebt in mediterranen Trockenlandschaften oder in unendlichen Weiten der Wälder und Sümpfe der Taiga ebenso wie in den Küstenbiotopen Nordeuropas oder in Mittel- und Hochgebirgsregionen. In der Ökologie werden solche Tierarten mit einem weit gefächerten Habitatspektrum als eurytop bezeichnet. Bei genauerem Hinschauen ist der Teichmolch in seinem Habitat aber keineswegs gleichmäßig verteilt. Er bevorzugt strukturreiche Stellen, auch Mikrohabitate genannt, die meist wärmebegünstigt sind. Das aktive Aufsuchen solcher Orte wird als Thermophilie bezeichnet. Der Vorteil dieser Verhaltensweise liegt für eine poikilotherme (wechselwarme, sich der Umgebungstemperatur anpassende) Wirbeltierart auf der Hand: Ihr Stoffwechsel wird mit steigender Temperatur angehoben, und sie kann leichter Beute machen oder schneller fliehen. Auch die Jungtiere entwickeln sich dann schneller.

Laichgewässer und ihre Merkmale

vegetationsreiches Teichmolchgewässer

In vegetationsreichen Flachgewässern lebt der Teichmolch in Gesellschaft verschiedener anderer Amphibienarten; Foto: B. Trapp

In Mitteleuropa werden die verschiedensten Gewässertypen aufgesucht: Weiher, Teiche, Altwässer und Sölle sind die am häufigsten besiedelten Gewässer. Alle zeichnen sich durch eine ganzjährige Wasserführung aus. Stetig besiedelt sind auch alle Arten der Abgrabungsgewässer (Kies-, Ton-, Lehm- und Sandgruben, Steinbrüche, Tagebaue) und der temporären, also zeitweilig Wasser führenden Klein(st)gewässer. Dabei handelt es sich vor allem um Tümpel, Wagenspurrinnen, stehende Gräben, Druckwasserstellen an Hängen und Deichen oder Flutungswiesen. Derzeit noch unklar ist die Besiedlungsdichte in Seen, sowohl von natürlichen als auch von Menschen angelegten Stauseen. Auch die größten Seen Deutschlands beherbergen in ihren verflachten, bewuchsreichen Randzonen oft große Populationen des Teichmolchs. Nicht zu unterschätzen ist die Zahl der Molche ferner in Feuerlöschteichen, technischen Anlagen mit Betonbecken bis hin zu kleinen Gartenteichen (vgl. auch Angaben im Kapitel Population). Nur in Ausnahmefällen werden sogar Quelltümpel (meist zu kühl) oder Randbereiche von Moorgewässern (meist zu sauer) besiedelt. Daneben gibt es aber auch noch eine große Zahl von Einzelbeobachtungen zum Auftreten von Teichmolchen. Solche Sonderfälle sind Panzerwaschanlagen auf militärischen Übungsplätzen oder fließende Gräben und durchströmte Kolke. Trotz dieser Vielfalt weisen die vom Teichmolch bewohnten Gewässer immer ähnliche Merkmale auf. Auch wenn die Art schon in großen Seen gefunden wurde, bevorzugt sie doch vordergründig kleine bis mittelgroße Gewässer, die frei von Fischen sind oder ausgedehnte Flachwasserzonen mit Unterwasserpflanzen, Schwimmblattgewächsen und Röhrichten besitzen. Der Strukturreichtum durch Wasser- und Sumpfpflanzen, Schwemmgut und Gestrüpp mindert den von Fischen ausgehenden Feinddruck beträchtlich. Voll besonnte Gewässer im Offenland werden deutlich bevorzugt – und liegen vom Teichmolch bewohnte Gewässer im Wald, sind sie in der Regel ebenfalls längere Zeit besonnt. Angaben zum Chemismus der Gewässer, die von Teichmolchen besiedelt werden, liegen in Einzelfällen bereits vor: Der pH-Wert liegt zwischen 6 und 8, und die Gesamthärte kann bis zu 82 °deutsche Härte betragen.

Landhabitate

Uferböschungen sind wichtige Überwinterungsplätze

Bewachsene Uferböschungen sind auch wichtige Überwinterungsplätze; Foto: W.-R. Grosse

Natürlich stehen die Landlebensräume des Teichmolches im engen örtlichen Zusammenhang mit dem jeweiligen Laichgewässer. Diese sog. terrestrischen Habitate grenzen meistens direkt an das Wasser oder werden über eine unterschiedlich lange Wanderstrecke aufgesucht, sodass man teilweise nur indirekt vom Gewässerumfeld auf das Landhabitat schließen kann. Im Allgemeinen dienen als bevorzugte Aufenthaltsorte der Teichmolche die Saumhabitate und die Bruchholzfluren der Laub- und Mischwälder; gerade die Auen der mitteleuropäischen Niederungen und der Mittelgebirge bieten reichlich Lebensraum, Nahrung und Unterschlupf. Möglicherweise verbleibt ein Teil der Teichmolche aber auch in direkter Nähe der Gewässer und lebt ganzjährig im Uferbereich unter Bruchholz und Pflanzen. Liegen die Gewässer in großen Gruben und Abgrabungen, dann sind es meist deren Randstrukturen, in die sich die Molche zurückziehen. Ansonsten werden im Sommer unter anderem Wegränder, Trockenstandorte, Gebüschstreifen, Bahndämme, Schuttplätze und Materialablagerungen besiedelt. In vielen Untersuchungen zur Habitatwahl des Teichmolches stehen Gärten und Parkanlagen an vorderer Stelle der bevorzugten Landhabitate, was zum Teil auch richtig ist: Die Art kann, bezogen auf ihre Gesamtverbreitung, möglicherweise als Kulturfolger gelten, und man bezeichnet sie in der Ökologie daher auch als synanthrop, was ihre Bindung an die menschliche Kultur beschreiben soll. Ihre Fähigkeit, im Stadtgebiet zu überleben und auch neu geschaffene Lebensräume zu besiedeln, wird in der Ökologie zwar unterschiedlich interpretiert, doch tatsächlich bieten Gärten, Parks und Gewerbegebiete mit ihren Folien-, Park- und Feuerlöschteichen nahezu alles, was der Teichmolch für sein Leben im Wasser und an Land benötigt. Im Frühjahr ist durch „Wasserstellen“ die Fortpflanzung gesichert, und auch im Sommer und Winter finden die Tiere alles, was sie brauchen: Komposthaufen, Holzstapel, Schnittguthaufen, flächendeckende Bodenbepflanzungen, Materialstapel und Vorratslagerstätten bieten einen Lebensraum für reichlich Nahrungstiere und ebenso genügend Versteckmöglichkeiten. Im Sommer werden Teichmolche häufig auf Mäh- oder Feuchtwiesen, im Grün- oder Ackerland, in Mooren oder im mediterranen Gebiet auch in Ödländern, ausgetrockneten Flussbetten, Halbsteppen, Steppen, Äckern und Kulturen des Wein- und Obstanbaus gefunden. All diese Habitate sind dem Offenland zuzurechnen und meist vollständig besonnt. Genauer betrachtet finden wir den Teichmolch aber sehr oft an den Rändern solcher Großhabitate, an klein strukturierten Aufenthaltsorten, in denen alle Ansprüche zum Überleben der Teichmolche erfüllt sind. Die Wissenschaft hat hierfür den Ausdruck Mikrohabitat geprägt.

Der Teichmolch nutzt in Österreich verschiedene Arten von naturnahen, meist permanenten und fischfreien Stillgewässern mit einem ausgewogenen Verhältnis von submerser (untergetauchter) Vegetation und freien Schwimmflächen sowie in meist halbschattiger bis gut besonnter Lage. Vergleichsweise häufig ist er auch in Garten- und Badeteichen anzutreffen. In der Wahl des Landlebensraumes ist der Teichmolch eine eher plastische Art der Kulturlandschaft, der Auen und anderer waldreicher Gebiete. Laubwälder oder Laub-Nadel-Mischwälder, Feuchtwiesen, aber auch Gärten und Parks werden bevorzugt.

Der Teichmolch stellt in der Schweiz, im Gegensatz zu den Vorkommen in Deutschland und Österreich, recht hohe Ansprüche an sein Laichgewässer. Er bevorzugt stark besonnte, warme, eher seichte Gewässer. Sie liegen typischerweise im Bereich von Flachmooren und Riedgebieten, zum Beispiel entlang von Seeufern. Nicht selten weisen solche Lebensräume kaum offene Wasserflächen auf, und dementsprechend ist die Art hier oftmals auch nur schwer zu finden. In der Schweiz sind die größten Populationen in den ausgedehnten Riedflächen entlang von Seeufern, wie am Bodensee oder Neuenburgersee, nachgewiesen. Der Teichmolch besiedelt in der Schweiz auch Feuchtwiesen, Überflutungsflächen, Auengewässer und Weiher in lichten Wäldern. Er scheint eine Präferenz zu besitzen für Gewässer, welche regelmäßig im Herbst und Winter trocken fallen. Ausgewachsene Teichmolche, insbesondere aber auch die Jungtiere sind sehr empfindlich gegenüber Trockenheit. Die Landlebensräume müssen deshalb eine gewisse Grundfeuchtigkeit aufweisen.

Textquelle: Aktionsbroschüre 2010: Der Teichmolch (download)

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