Wiederansiedlung von Laubfröschen

Jan 29, 2018 by     Posted under: Geförderte Projekte 2015

Originaltitel:

Eine Laubfroschpopulation (Hyla arborea) nimmt Fahrt auf – genetische Untersuchungen im Naturschutzgebiet Meerbruchswiesen

Viele der Laubfroschbestände in der Region Hannover sind in den letzten Jahren aufgrund intensiver Landwirtschaft, des Verschwindens von Laichgewässern, Straßenbau und der daraus resultierenden Habitatfragmentierung gesunken (MANZKE& PODLOUCKY 1995; KRUG 2012). Heutzutage ist der Laubfrosch in Niedersachsen als stark gefährdet eingestuft (PODLOUCKY & FISCHER 2013). Seit den 1970er-Jahren galt die Art im Gebiet des Steinhuder Meeres sogar als ausgestorben (BRANDT & BUSCHMANN 2004). Nach der Anlage von über 100 Kleingewässern und einer aktiven, von der Region Hannover genehmigten Wiederansiedlung von Laubfröschen durch die Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM e. V.) in den Jahren 2005–2008 konnte eine Population im Naturschutzgebiet Meerbruchswiesen wieder aufgebaut werden (BRANDT 2007; LÜERS 2008). Da die Spenderpopulationen aus fünf verschiedenen Gebieten stammen und die Anzahl der Rufer in den Jahren 2006–2014 von 30–40 auf über 2.800 angestiegen ist (LÜERS 2008; SCHMIDT 2009; DONNERSTAG 2010; WÜNSCH 2014), gilt es, dieses Phänomen nun molekulargenetisch zu untersuchen.

Laubfrosch im Naturschutzgebiet Meerbruchswiesen Foto: T. Brandt

Ziel der Untersuchung wird es sein, herauszufinden, ob sich in den Meerbruchswiesen die Genpoole der Frösche aus den unterschiedlichen Spenderpopulationen vermischt haben und sich die genetische Diversität gegenüber den Spenderpopulationen erhöht hat. Dabei wollen wir sowohl die Population in den Meerbruchswiesen als auch die Spenderpopulationen unter anderem auf ihre Populationsstrukturierung, genetische Diversität, Verwandtschaftsbeziehungen, mögliche Migranten und einen Flaschenhalseffekt untersuchen.
Zur Durchführung des Projekts werden Mundschleimhautproben der Frösche genommen, die anschließend mit Hilfe von Mikrosatelliten (ARENS et al. 2000; BERSET-BRÄNDLI et al. 2008) im Labor analysiert werden. Es sollen insgesamt ca. 200 Tiere untersucht werden. Bei der Probenentnahme wird im jeweiligen Gebiet darauf geachtet, die Tiere aus möglichst unterschiedlichen und weit verstreuten Gewässern zu fangen. Beim Fangen an den Rufgewässern werden die Tiere kurz gehältert und nach der Entnahme einer Mundschleimhautprobe sowie Vermessung vor Ort wieder freigelassen. Die Laubfrösche erleiden durch die Entnahme der Mundschleimhautprobe keinen Schaden. Die Probenentnahme findet zwischen Mitte April und Mitte Juni 2015 statt, die Auswertung der Proben erfolgt an der Tierärztlichen Hochschule Hannover unter Anleitung von Prof. Dr. Heike Pröhl.

Literatur

  • ARENS, P., W.V. WESTENDE, R. BUGTER, SMULDERS, M.J.M., B. VOSMAN (2000): Microsatellite
    markers for the European tree frog Hyla arborea. – Molecular Ecology 9(11): 1.944–1.946.
  • BERSET-BRÄNDLI, L., J. JAQUIÉRY, T. BROQUET, N. PERRIN (2008): Isolation and characterization
    of microsatellite loci for the European tree frog (Hyla arborea). – Molecular ecology resources 8(5): 1.095–1.097.
  • BRANDT, T. (2007): Wiederansiedlung von Laubfröschen (Hyla arborea) in der Steinhuder Meer-Niederung. – Rana 8: 15–21.
  • – & H. BUSCHMANN (2004): Die Herpetofauna des Landschaftsschutzgebietes „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung Steinhuder Meer“ in Niedersachsen. – Zeitschrift für Feldherpetologie 11: 1–40.
  • DONNERSTAG, F. (2010): Findet ein König gerade sein Reich? Populationsgröße, Ruf- und Reproduktionsgewässer einer wiederangesiedelten Laubfrosch – population (Hyla arborea) am Steinhuder Meer (Niedersachsen). – Bachelorarbeit, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • KRUG, A. (2012): Phylogeography and population structure of the European tree frog (Hyla arborea) for supporting effective species conservation. – Doktorarbeit, Tierärztliche Hochschule Hannover.
  • LÜERS, E.M. (2008): Wiederansiedlung des Laubfrosches (Hyla arborea) am Steinhuder Meer (Niedersachsen): Dispersion, Rufgruppengrößen und Laichplatzwahl. – Bachelorarbeit, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
  • MANZKE, U. & R. PODLOUCKY (1995): Der Laubfrosch Hyla arborea L. in Niedersachsen und Bremen. Verbreitung, Lebensraum, Bestandssituation. – Mertensiella 6: 57–72.
  • PODLOUCKY, R. & C. FISCHER (2013): Rote Listen und Gesamtartenlisten der Amphibien und Reptilien in Niedersachsen und Bremen. – Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 4/13.
  • SCHMIDT, L. (2009): Wiederansiedlung des Laubfroschs (Hyla arborea) am Stein huder Meer (Niedersachsen): Untersuchungen zu Dispersion, Rufgruppengrößen und Laichplatzwahl 2009. – Bachelorarbeit, Fachhochschule Osnabrück.
  • WÜNSCH, F. (2014): Ein König und sein Reich: Größe, Dispersion und Rufhabitate einer wiederangesiedelten Laubfroschpopulation. – Bachelorarbeit, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
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