Langzeitstudie zur Populationsökologie von Testudo marginata und T. hermanni
Originaltitel:
Langzeitstudie zur Populationsökologie von Testudo marginata und Testudo hermanni im Becken von Feneos (Griechenland)
Die vielfältige Herpetofauna des Beckens von Feneos im Norden der Peloponnes wurde zuerst von MAYER et al. (1990) genauer beschrieben. Seit 2002 wurden von Naturschutzstudenten der Hochschule Anhalt dort in Zusammenarbeit mit der Universität Patras Praktika durchgeführt und Abschlussarbeiten zu verschiedenen faunistisch-ökologischen Themen angefertigt. Seit 2002 führt die Hochschule Anhalt regelmäßig studentische Projekt- und Abschlussarbeiten mit herpetologischem Schwerpunkt im Becken von Feneos durch. Im Rahmen dieser Arbeiten konnten in der Region insgesamt Nachweise von sieben Amphibien-, vier Schildkröten-, zwölf Echsen- und zwölf Schlangenarten erbracht werden, darunter sieben bei MAYER et al. (1990) noch nicht erwähnte Arten.
Im Rahmen dieser Arbeiten wurden immer wieder auch Funddaten zu den beiden dort teilweise syntop vorkommenden Landschildkröten-Arten (T. hermanni und T. marginata) aufgenommen, wobei die Tiere zur späteren individuellen Wiedererkennung auch regelmäßig fotografiert wurden. Bisher liegen bereits ca. 1.400 Datensätze zu T. hermanni und ca. 500 Datensätze zu T. marginata (inklusive zahlreicher und zum Teillangjähriger Wiederfunde) vor. Namentlich hinsichtlich der vergleichsweise wenig bearbeiteten Breitrandschildkröte (vgl. z. B. BRINGSØE et al. 2001; VALAKOS et al. 2008) dürfte es sich schon bisher um einen der umfangreichsten Datensätze überhaupt handeln. Erste Auswertungen deuten darauf hin, dass – sowohl innerhalb eines Jahres als auch im Vergleich der Jahre – die T. marginata wohl grundsätzlich größere individuelle Homeranges haben, gleichzeitig aber außerordentlich standorttreu ist. Die Teilpopulationen (mehrere Schwerpunkte im Untersuchungsgebiet) von T. hermanni vermischen sich in erheblichem Umfang, wobei auch intensiver genutzte Teilgebiete nicht grundsätzlich gemieden werden. Für die Breitrandschildkröten konnten bisher praktisch keine größeren Wanderungen nachgewiesen werden; hier kommt es im Jahresverlauf zu einer bemerkenswerten Höhenverschiebung im eng umgrenzten Areal von ca. 38 ha am Südhang eines zentral im Becken gelegenen Berges (Stroggilowuni).
In den letzten Jahren fanden nur noch sporadisch Geländeerfassungen von Landschildkröten statt. Dieses Defizit soll im Rahmen des jetzigen Projektes durch intensive Geländearbeit von vier Studenten über vier Wochen im Frühjahr 2015 ausgeglichen werden. Von besonderem Interesse sind dabei – neben detaillierten Aussagen zur langjährigen Populationsentwicklung, zur Nischenseggregation etc. – vor allem Aspekte der Habitattreue und Ausbreitung im Vergleich beider Arten. Die Ergebnisse können – im Zusammenhang mit den bereits vorliegenden populationsökologischen Daten – zum Schutzmanagement für beide Arten beitragen, aber unter Umständen auch Hinweise zur Erklärung der unterschiedlichen Verbreitung beider Arten liefern. Sie dient gleichzeitig der Vorbereitung einer geplanten, vergleichenden genetischen Untersuchung beider Arten im Becken von Feneos. Die Förderung durch den Hans-Schiemenz-Fonds wird zur teilweisen Deckung der Reisekosten der Studenten genutzt.
Prof. Dr. Klaus Richter, B.Sc. Christian Koppitz
Professor Hellriegel Institut e.V. an der Hochschule Anhalt
Literatur:
- BRINGSØE, H., J.R. BUSKIRK, & R.E. WILLEMSEN (2001): Testudo marginata SCHOEPF,1782 – Breitrandschildkröte. – 291–334 In: U. FRITZ (Hrsg.): Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas (Bd. 3/IIIA).
- MAYER, W., K. RICHTER & W. KAMMEL, W. (1990): Kartierung der Herpetofauna des Beckens von Feneos. – Herpetozoa 2, 87-106.
- VALAKOS, E.D., P. PAFILIS, K. SOTIROPOULOS, P. LYMBERAKIS, P. MARAGOU & J. FOUFOPOULUS (2008): The Amphibians and Reptiles of Greece. – Frankfurt/M.