Smaragdeidechsen in fragmentierten Landschaften
Originaltitel:
Sensibilitätsunterschiede der Östlichen Smaragdeidechse (Lacerta viridis) gegenüber Fragmentierung im Zentrum und an der Peripherie ihres Verbreitungsgebietes
Habitatverlust und Fragmentierung als Folge anthropogener Landnutzung sind die Hauptauslöser für den Verlust an Biodiversität. Direkte Folgen der Fragmentierung sind die Reduktion geeigneter Lebensräume, die Isolation der verbliebenen Habitatinseln und eine veränderte Zusammensetzung der Landschaft (Fahrig 2003). Populationen in fragmentierten Landschaften schrumpfen nicht nur, aufgrund der gestörten Ausbreitung von Individuen zwischen den Habitatinseln verringert sich auch der Genfluss (Prugh et al. 2008). Beide Faktoren erhöhen das Risiko des Aussterbens der Population. Wie sensibel eine Art auf die Fragmentierung ihres Lebensraumes reagiert, hängt
vom Grad der Habitatspezialisierung ab. Dem Kühneltschen Prinzip (Küjmeöt 1965) zufolge ist die Auswahl besiedelbarer Habitate im Verbreitungszentrum aufgrund optimaler Lebensbedingungen größer, während die schlechteren Bedingungen an der Peripherie die Auswahl einschränken. Somit sind Arten im Zentrum der Verbreitung oft euryök oder Habitatgeneralisten und am Rand stenök oder Habitatspezialisten (Böhme & Rödder 2008) Populationen im Zentrum der geografischen Verbreitung sollten daher besser mit Isolation und reduzierter Patch-Größe zurechtkommen als Populationen am Arealrand. Mit dieser Studie möchte ich untersuchen, wie sensibel Populationen der Östlichen Smaragdeidechse (Lacerta viridis) auf die Fragmentierung ihres Lebensraumes reagieren und dies in Bezug dazu setzen, ob die Art als Habitatspezialist an der Peripherie ihres Verbreitungsgebiets (Deutschland) empfindlicher auf Fragmentierung reagiert als im Zentrum (Bulgarien), wo
sie euryöker ist, und ob es Unterschiede in der räumlichen Skala gibt, auf der Auswirkungen der Fragmentierung zu finden sind. Ich werde Untersuchungen auf Unterschiede in der Besiedlung von Habitat-Patches und Abundanz in Bulgarien (Plovdiv) und in Deutschland (Passau) durchführen. Daten der Besiedlung von Habitatpatches und Abundanz werden in ca. 50 geeigneten Flächen innerhalb eines Gebiets von ungefähr 25 km² in jeder Studienregion erhoben. Die Analyse zum Einfluss von Isolation, Flächengröße, Gesamtmenge des Habitats
in verschiedenen Radien um geeignete Habitate und von der Habitatqualität auf die Vorkommenswahrscheinlichkeit und Abundanz wird auf unterschiedlichen räumlichen Skalen durchgeführt (z. B. 4 km2, 8 km2 und 12 km2), wobei das räumliche Zentrum des Untersuchungsgebiets das Kerngebiet in jeder Region sein wird, um den Wirkungsradius zu ermitteln und um zu klären, ob sich dieses Maß zwischen Verbreitungszentrum und Peripherie unterscheidet.
Textautoren: Ana María Prieto, Klaus Henle
Literatur
- BÖHME, W. & D. RÖDDER (2008): Amphibien und Reptilien: Verbreitungs- und Verhaltensänderungen aufgrund von Erderwärmung. – S. 77–81 in: Warnsignal Klima: Erderwärmung (LOZÁN, J.L., GRASS, H., JENDRITZKY, G., KARBE, L. & K. REISE) (Hrsg.). – Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg. FAHRIG, L. (2003): Effects of habitat fragmentation. – Annual Review of Ecology and Systematics 34: 487–515.
- KÜHNELT, W. (1965): Grundriss der Ökologie mit besonderer Berücksichtigung der Tierwelt. –
Fischer Verlag, Jena. - PRUGH, L.R., HODGES, K.E., SINCLAIR, A.R.E. & BRASHARES, J.S. (2008): Effect of habitat area and isolation in fragmented animal populations. – Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 105(52): 20770–20775