Gefährdung und Schutz des Feuersalamanders

Die Gefährdung des Feuersalamanders in Deutschland

Idealer Lebensraum für Feuersalamander, Foto: A. Nöllert

Idealer Lebensraum für Feuersalamander, Foto: A. Nöllert

Aufgrund seiner Habitatbindung (silvicole Art oder „Waldart“), der relativ weiten Verbreitung und insgesamt großen Bestände in Deutschland gehört der Feuersalamander bundesweit zu den wenigen ungefährdeten Amphibienarten. Die Habitatverluste erfolgten für ihn in den letzten 100 Jahren nicht so massiv wie für die meisten Amphibienarten des Offenlandes. Dennoch zeigt auch der Feuersalamander einen rückläufigen Bestandstrend, sodass die Art in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt als gefährdet, in Sachsen derzeit sogar als stark gefährdet gilt. Der Feuersalamander zählt zu den Arten, für deren Erhaltung Deutschland international eine besondere Verantwortung hat, weil ein großer Anteil der Weltpopulation hier vorkommt. Auch nach dem Bundesnaturschutzgesetz handelt es sich um eine „besonders geschützte Art“. Den strengen Schutzstatus der FFH-Richtlinie genießt der Feuersalamander jedoch nicht.

 

Gefährdungsursachen

Auch Fahrspuren dienen als Larvengewässer, Foto: R. Podloucky

Auch Fahrspuren dienen als Larvengewässer, Foto: R. Podloucky

Straßen sind besonders in feucht-warmen Nächten gefährlich, Foto: R. Podloucky

Straßen sind besonders in feucht-warmen Nächten gefährlich, Foto: R. Podloucky

Der Feuersalamander ist als typische Waldart sowohl im Tiefland als auch im Hügelund Bergland eng an Laub- und Mischwälder gebunden. Nahezu alle besiedelten, oftmals alten Laubwälder werden von Quellbächen durchzogen, die bevorzugt im zeitigen Frühjahr zum Absetzen der Larven aufgesucht werden. Neben fischfreien Quellregionen, aber auch Forellenbächen werden besonders im Flachland auch nur schwach fließende Gräben oder Fahrspuren und Bombentrichter mit stehendem Wasser zur  Reproduktion aufgesucht. So verwundert es nicht, dass die Hauptgefährdungsursachen von der privaten Forstwirtschaft (für Staatsforste gibt es in den meisten Bundesländern ökologische  Waldwirtschaftsprogramme) sowie in Bacheinzugsgebieten auch von der Landwirtschaft ausgehen. Dazu gehören in erster Linie lebensraumzerstörende oder -isolierende Maßnahmen durch Forst- und Landwirtschaft sowie der Ausbau von Verkehrswegen (einschließlich Forststraßen und Wanderwegen im Wald). Auch wenn Belege fehlen, wie relevant der Verlust durch Straßenverkehr für eine Population ist, zeigen wiederkehrende Beobachtungen etlicher überfahrener Salamander vor allem im Frühjahr und Herbst, dass Straßen und Forstwege zu einer erheblichen Gefahr für die Tiere werden können. Feuersalamander suchen geteerte Wege sowohl zur Partner- als auch zur Nahrungssuche gezielt und häufig auf und bewegen sich äußerst langsam fort.

 

Gefährdungsfaktoren

Salamanderschutz durch Straßensperrung, Foto: A. Kwet

Salamanderschutz durch Straßensperrung, Foto: A. Kwet

Während ihrer terrestrischen Lebensphase sind Feuersalamander insbesondere von den folgenden Gefährdungsursachen betroffen, die das eigentlich vorhandene große Wiederbesiedlungspotential der Art unterbinden und zu einer Isolation und zu großen Verlusten bis hin zum Aussterben von Populationen führen:

  • Entwaldung (nach Waldgesetz nur mit Genehmigung der zuständigen Landesbehörde erlaubt) und Umwandlung von Laub- und Mischwäldern in Nadelwälder.
  • Ausräumung und Zerstörung von Strukturen in der Landschaft (Beseitigung von Totholz, unverfugten Mauern, Lesesteinhaufen, Heckenstrukturen, Gehölzstreifen).
  • Barrierewirkung durch Verkehrswege und ein immer dichter werdendes Verkehrs- und Wegenetz in und entlang von Laubwäldern.
  • Im Siedlungsbereich (neben dem Straßenverkehr und der Beseitigung spaltenreicher Stützmauern als Versteckplätze) die Fallenwirkung von Gullys und Sickerschächten.
  • Zunahme von Freizeitaktivitäten (zum Beispiel Anfahrt von Waldparkplätzen zum Joggen; illegale und nicht zwingend notwendige Befahrung von gesperrten Waldwegen in der Dämmerung beziehungsweise Dunkelheit).

Während der aquatischen Larvalphase ist die Art insbesondere durch folgende Faktoren gefährdet, die sich negativ auf Feuersalamandervorkommen auswirken können:

  • Entwaldung der Bacheinzugsgebiete, die zur Austrocknung von Bächen mit ohnehin geringer Wasserführung führen.
  • Umstrukturierung von Quellbächen, vor allem Begradigungen wie auch Entwässerung (vergleiche aber Wasserrahmenrichtlinie).
  • Strukturarmut der Bäche, die durch Abflussextreme zu starken Driftverlusten von Larven führen; hierdurch Verdriftung in von Fischen besiedelte Bachabschnitte, in die Kanalisation oder in den Hauptschluss von Quellbächen gelegte Fischteiche.
  • Verschmutzung von Larvengewässern, Verschlechterung der Gewässergüte durch Nährstoff- und Schadstoffeinträge insbesondere von angrenzenden Ackerflächen (zum Beispiel durch Düngemittel und Pestizide).
  • Künstlicher Fischbesatz in Larvengewässern, die natürlicherweise fischfrei sind oder auf Bachteilstrecken fischfrei waren.
  • Künstliche Veränderung der Artenzusammensetzung, Altersstruktur und Individuendichten in Larvengewässern.

Eine neue Gefahr – der Salamanderpilz

Feuersalamander sowie eine Vielzahl weiterer europäischer Schwanzlurche sind durch einen erst 2013 entdeckten Töpfchenpilz (Batrachochytrium salamandrivorans) bedroht. Der vermutlich aus Asien stammende, unter entsprechenden Umständen pathogene Pilz ist nahe verwandt mit dem bekannten Amphibien-Chytridpilz. Ihn an befallenen Tieren sicher zu erkennen, ist schwierig. Als charakteristisches Merkmal des Pilzbefalls finden sich bei lebenden Feuersalamandern kleine Löcher der Haut, vor allem im Schnauzenbereich. Befinden sich tote Tiere hingegen bereits im Verwesungsprozess, werden die Symptome schnell unspezifisch. Eine Infektion mit diesem Pilz verlief in Laborexperimenten für fast alle in Europa vorkommenden Salamander- und Molcharten tödlich. Für Froschlurche hingegen stellt er keine Gefahr dar. Das Sterben von Feuersalamandern im Freiland wurde bisher nur in Populationen in den Niederlanden (hier mit einem Bestandseinbruch seit 2010 von bis zu 96%) und in Belgien beobachtet, eine weitere Ausbreitung des Pathogens wird aber befürchtet, zumal der Pilz kürzlich erstmals in einer Zuchtpopulation in Deutschland nachgewiesen wurde. Derzeit laufen Untersuchungen zum Status der Molche und Salamander in den Grenzgebieten Deutschlands zu Belgien und den Niederlanden.

Schutzmaßnahmen

Ein langfristiger effektiver Schutz des Feuersalamanders ist nur durch die Erhaltung und Förderung des eng verzahnten Lebensraumkomplexes aus naturnahen Laub- und Laubmischwäldern sowie strukturreichen Bächen und Bacheinzugsgebieten zu erreichen. Alle hier angesprochenen Maßnahmen müssen wasserrechtlich genehmigt und durch die zuständigen Forstämter mit limnologischem Sachverstand begleitet werden, um bachtypologische Charakteristika des Einzugsgebietes berücksichtigen zu können. Spezielle Schutzprogramme für den Feuersalamander sind bislang nur aus wenigen Bundesländern beziehungsweise Landkreisen bekannt (zum Beispiel Landkreis Mittelsachsen). Viele der im Folgenden aufgeführten Schutzmaßnahmen können nur durch Waldbesitzer oder die zuständigen Naturschutzbehörden im Staatsforst umgesetzt werden; sie stammen zum Großteil aus dem Naturschutzprojekt „Erhaltung und naturnahe Entwicklung von Bächen für den Feuersalamander im Thüringer Wald“ der Naturstiftung David. Dieses Projekt wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit von 2011–2017 gefördert. Neben dem Feuersalamander sind die Bachforelle, die Groppe, das Bachneunauge und die Quelljungfer weitere Leitarten. Weitergehende Projektinformationen finden Sie auf der Internetseite: www.naturstiftung.de/waldbach.

Erhaltung und Förderung naturnaher Waldlebensräume

Typischer Landlebensraun, Foto: U. Schulte

Typischer Landlebensraun, Foto: U. Schulte

Langfristiges Ziel zur Sicherung vitaler Feuersalamanderpopulationen ist die Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung naturnaher Waldlebensräume. Die Förderung naturnaher Laub‐ und Mischwälder in der Aue und an den Berghängen dient auch der Sicherung der Wasserqualität in Mittelgebirgsbächen und ihren Quellen. In den Kammlagen einiger Mittelgebirge gehört die Fichte zur natürlichen Vegetation, allerdings nicht in Monokulturen. Sehr eng stehende Fichten verdunkeln den Waldboden, der in Folge auch kaum eine Krautschicht und somit terrestrische Beuteorganismen für adulte Salamander bereithält. In weniger dichten Fichtenforsten ist wiederum die Verdunstung deutlich höher als in einem Buchenwald, sodass der Oberboden unvorteilhaft trocken ist. Großflächige Fichtenmonokulturen versauern zudem das Wasser von Bachläufen. Das Gewässerbett von Bachläufen innerhalb von Fichtenbeständen ist häufig sehr strukturarm und arm an Nahrungsorganismen für die Larven des Feuersalamanders. Es sind erst die verrottenden, ins Wasser fallenden Pflanzenteile und Blätter der Laubbäume, die eine reiche Nahrungsgrundlage in Form von Bachflohkrebsarten, Köcher-, Stein- und Eintagsfliegenlarven im Quellbach und im Bachoberlauf schaffen. Aus diesem Grund sollten zur Förderung des Feuersalamanders, aber auch von Libellen und Fischen die Fichtenbestände in Salamanderwäldern maximal 20% Flächenanteil  einnehmen. Bei einem höheren Anteil an Nadelbäumen sollten Baumfällungen vorgenommen werden. Auf den entstehenden Lichtungen kann sich sehr schnell eine üppige und natürliche Bodenvegetation entwickeln, in deren Folge sich junge Laubbäume ansiedeln.

Naturnahe Bachläufe gehören zum Salamanderlebensraum, Foto: A. Nöllert

Naturnahe Bachläufe gehören zum Salamanderlebensraum, Foto: A. Nöllert

Bacheinzugsbiete sollten den natürlichen Gegebenheiten entsprechend nur mit einheimischen Laubbaumarten aufgeforstet werden. Zur Wiederbewaldung in Bachnähe eignen sich vor allem Erlen, Eschen und Weiden. Die Umforstung von standortfremden Nadelholzforsten zu naturraumtypischen, strukturreichen Laubund Mischwäldern ist eine wichtige Aufgabe für die Forstwirtschaft. Auch die Erhaltung und Erhöhung von Alt- und Totholzanteil im Wald (durch Liegenlassen von Baumstämmen und Ästen) spielen eine Schlüsselrolle beim Schutz des Feuersalamanders. Erst eine hohe Anzahl an Wurzelstubben, Wurzeltellern und unterschiedlichstem Totholz bietet den Salamandern genügend Tagesverstecke beziehungsweise Trittsteinbiotope zur Ausbreitung. Zudem fördert ein hoher Totholzanteil den Reichtum an Insekten und Weichtieren als mögliche Beutetiere. Nach dem Umdrehen oder Anheben von kleineren Baumstubben, Stämmen und Steinen sollten diese wieder in die Ursprungslage zurückgelegt werden, denn die Zerstörung solcher Mikrohabitate beeinträchtigt die Lebensstätten der Feuersalamander empfindlich. Wichtig ist auch der Erhalt von Höhlen und Stollen als Rückzugsgebiete im Wald oder in Waldnähe.

Erhaltung und Förderung der Larvengewässer

Rückbau von Verrohrung zur Optimierung von Larvengewässern, Foto: R. Podloucky

Rückbau von Verrohrung zur Optimierung von Larvengewässern, Foto: R. Podloucky

Die Sicherung bestehender und die Wiederherstellung ehemaliger Larvengewässer tragen entscheidend zum Schutz des Feuersalamanders bei. Gezielte Schutzmaßnahmen wie die Wiederherstellung des Gewässerbetts sollten im Rahmen der Verpflichtungen der EU- Wasserrahmenrichtlinie durch Wasserbehörden, Waldbesitzer und Staatsforst erfolgen. Die Erhaltung von Larvengewässern kann zum Beispiel durch die Herstellung der Durchgängigkeit von Fließgewässern gewährleistet werden. So können anthropogene Bauwerke wie Rohrdurchlässe, Wehre oder große Stufen im Bachverlauf als Barrieren für zahlreiche Organismen zurück- oder umgebaut werden. Die Bachsohle sollte möglichst durchgängig natürlichen Boden aus Steinen, Kies, Sand und dem dazwischen liegenden Lückensystem aufweisen. Da sich Feuersalamanderlarven und räuberische Fische weitestgehend ausschließen, sollten Fischteiche in bewaldeten Quellregionen und im Hauptschluss von Bachtälern beseitigt werden (vergleiche  Wasserrahmenrichtlinie). Auf diese Weise werden eine Prädation verdrifteter Larven sowie ein Entkommen von Fischen aus den Teichen vermieden. Um ihre Funktion als Lebensraum weiterer Amphibien und Libellenlarven zu erhalten, können diese Teiche durch Baumaßnahmen in den Nebenstrom des Baches verlegt werden. Als Nahrungsgrundlage für viele wirbellose Tiere spielen in intakten Bächen Totholz und Falllaub eine entscheidende Rolle. Zudem geben Baumstämme oder umgestürzte Wurzelteller dem Bach eine dynamische und abwechslungsreiche Struktur. Durch die Erhöhung des Strukturreichtums im Bachbett entstehen tiefe, kolkartige und flache, breite sowie schmale, langsam oder sehr schnell durchströmte Bereiche, welche einer Vielzahl auf unterschiedlichste Weise angepasster Organismen Lebensraum bieten. Das Liegenlassen von Totholz im Gewässer beziehungsweise die Einbringung derartiger Strukturelemente dort, wo sie fehlen, empfiehlt sich auch, um starker Larvendrift bei Hochwasserereignissen entgegenzuwirken und das Wasser im Bach insgesamt langsamer abfließen zu lassen. Als Resultat werden Blätter, kleine Äste und der bei Hochwasser in Bewegung geratende Bachgrund aus Sand, Kies und Geröll weitgehend aufgefangen, wodurch wiederum dynamische Lebensräume entstehen. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt bietet es sich an, pilzbefallene Abschnitte von Baumstämmen in den Bach einzubringen und zu verankern. Am schonendsten geschieht dies durch den Einsatz von Pferden. Für den Staatsforst, aber auch für private Waldbesitzer und Unterhaltungsverbände ist ein Verzicht auf die Unterhaltung von Fließgewässern oder nur die Unterhaltung jährlich wechselnder Abschnitte empfehlenswert. Auch die Gewässerneuanlage in Waldrandnähe, insbesondere im Tiefland oder bei fehlenden Bachläufen, kann eine sinnvolle Möglichkeit sein, da Feuersalamander ihre Larven auch in Stillgewässern absetzen.

Salamanderschutz an Straßen

Einfache Schutzmaßnahme für Feuersalamander an Straßen, Foto: R. Podloucky

Einfache Schutzmaßnahme für
Feuersalamander an Straßen, Foto: R. Podloucky

Amphibienschutzanlagen mit Durchlässen unter Straßen in bewaldeten Gebieten oder in angrenzenden Bereichen sowie zeitweilige Straßen- beziehungsweise Wegesperrungen, wie sie zum Beispiel im Nationalpark Harz zwischen April und November des Jahres zwischen 17 und 9 Uhr praktiziert werden, können die Gefahr des Straßentods reduzieren. Besonders im Frühjahr sollten Waldwege in der Zeit von 19–7 Uhr generell nicht befahren werden. Darüber hinaus sollte eine weitere Zerschneidung der von Feuersalamandern besiedelten oder potenziell geeigneten Gebiete durch Straßenneu- oder -ausbau vermieden werden. Bei einer Trassenplanung sollten zum Schutz des Feuersalamanders in jedem Fall waldfreie Pufferbereiche um die Waldränder herum berücksichtigt werden.

 

 

Textautoren: Philine Werner, Ulrich Schulte & Axel Kwet
Auch nachzulesen in der Aktionsbroschüre (hier als pdf-Datei erhältlich)

 

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