Verbreitung und Lebensraum der Zauneidechse
Gesamtverbreitung
Die Zauneidechse besiedelt ein riesiges Areal, es ist nach dem der Waldeidechse das zweitgrößte aller europäischen Echsen. Es reicht von Mittelschweden im Norden bis nach Zentralgriechenland im Süden. Die westlichsten Vorkommen liegen in Südengland, die östlichsten in Zentralasien am Baikalsee in Sibirien. Innerhalb dieses Verbreitungsgebiets ist das Klima meist gemäßigt, am Arealrand werden auch boreale (kaltgemäßigte) und subtropische Regionen bewohnt. An den Arealrändern sind daher oft nur isolierte Vorkommen zu finden. Die nördlichsten Vorkommen der Zauneidechse mit ihren verschiedenen Unterarten liegen an wärmebegünstigten Standorten, die südlichsten in höheren Lagen von Gebirgen. So werden in den italienischen Alpen etwa 2.100 m erreicht, die südlichsten Vorkommen im griechischen Pindos-Gebirge liegen auf etwa 2.000 m. In Georgien steigt die Art bis auf 2.200 m auf, eine ältere Quelle nennt für Kirgisistan sogar 3.512 m.
Unterarten der Zauneidechse
Lacerta agilis besiedelt mit verschiedenen Unterarten große Teile Eurasiens. Insgesamt wurden mehr als 20 Subspezies beschrieben. Unterschiedliche Autoren erkennen meist 9–10 Unterarten an, die in zwei Gruppen aufgeteilt werden (westliche/ östliche beziehungsweise balkanische/kaukasische Gruppe). Für die bei uns relevante westliche beziehungsweise balkanische Unterartengruppe ist ein relativ geringer Abstand zwischen den äußeren weißen Rückenlinien (Parietallinien) typisch. Die Unterschiede zwischen den Schuppen der Rückenmitte und der Flanken sind deutlich ausgebildet, und die Grünfärbung der Männchen beginnt stets an den Flanken. Zur westlichen Gruppe zählen unter anderem die Unterarten L. a. agilis, L. a. argus und L. a. chersonensis. Die Rückenzeichnung der Nominatform, also Lacerta agilis agilis (vergleiche Fotos auf den Seiten 4–7), ist stark aufgelöst und oft sehr unregelmäßig, alte Männchen können auch völlig grün werden. Die Unterart bewohnt wohl unter anderem die Beneluxstaaten, Südengland und Frankreich sowie Dänemark und Schweden (Nordeuropa) beziehungsweise weite Teile von Mittel- und Westeuropa. Östlich schließt sich das Areal von Lacerta agilis argus an, deren Rückenzeichnung gestrichelt und meist regelmäßig angeordnet ist. Ein wichtiges Merkmal von L. a. argus ist das häufige Vorkommen der oben beschriebenen erythronotus-Mutante. Der taxonomische Status von L. a. argus ist allerdings noch unklar, eventuell sind die Unterschiede zur Nominatform zu gering, um diese Unterart sicher abzugrenzen. Laut neueren genetischen Untersuchungen könnte es auch sein, dass die Grenze zwischen beiden Formen deutlich weiter westlich verläuft als bisher angenommen. Für eine abschließende Beurteilung sollten daher weitere genetische Untersuchungen abgewartet werden. Noch weiter östlich lebt Lacerta agilis chersonensis, deren Areal sich von Rumänien östlich der Karpaten bis nach Ostpolen erstreckt. Bei Vertretern der kaukasischen/östlichen Zauneidechsengruppe liegen die äußeren Rückenlinien recht weit auseinander, die Rückenschuppen ähneln denen der Flanken, die Grünfärbung beginnt immer im Nacken. Zu ihnen zählt zum Beispiel die östliche Steppenform Lacerta agilis exigua mit dem größten Verbreitungsgebiet aller Unterarten. Sie lebt in weiten Teilen Russlands bis zum Baikalsee in Zentralasien, in der Ukraine und im nördlichen Kaukaususvorland.
Verbreitung in Deutschland
Auch in Deutschland ist die Zauneidechse weit verbreitet, sie kommt in allen Bundesländern vor. Die Höhenverbreitung erstreckt sich von den Küsten der Ost- und Nordsee bis auf etwa 1.700 m in den bayerischen Alpen, die meisten Vorkommen liegen im Flach- und Hügelland. Die aktuelle Nachweiskarte zeigt für den Zeitraum 2000–2018 eine Rasterfrequenz (TK25-Q) von 50 %. Wie im Gesamtareal werden im Norden insbesondere wärmebegünstigte Standorte besiedelt, weiter südlich werden die Habitate immer vielfältiger. Entsprechend wirkt die Verbreitung in Süddeutschland mehr oder minder geschlossen und wird nach Norden zunehmend lückenhaft. In Baden-Württemberg und weiten Teilen von Hessen und Bayern sind die meisten Raster besetzt und Zauneidechsen regelmäßig zu finden. Siedlungsschwerpunkte liegen im Osten Deutschlands in den Sandergebieten, der Lausitz, dem Leipziger Raum und den Vorbergen des Thüringer Waldes. Dagegen ist die Zauneidechse in den atlantisch geprägten Regionen der Norddeutschen Tiefebene an mikroklimatisch günstige Standorte gebunden.
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