Portrait der Zauneidechse

Dez 20, 2019 by     Posted under: Reptil des Jahres 2020: Die Zauneidechse

Namen und Bezeichnung

Die Zauneidechse ist eine typische Bewohnerin von Übergangs- und Grenzbereichen, was ihr deutscher Name schön beschreibt. Sehr treffende Namen gibt es auch in anderen Ländern, denn die „sand lizard“ (englisch), „Zandhagedis“ (niederländisch) und „Sandödla“ (schwedisch) besiedelt insbesondere Sandböden. Eidechsentypisch sonnt sich die Art gerne auf Baumstümpfen, was der französische Name „lézard des souches“ beschreibt.
Die wissenschaftliche Bezeichnung Lacerta agilis („flinke Eidechse“) gab ihr im Jahr 1758 der schwedische Naturforscher Carl von Linné. Die gleiche Bedeutung hat auch der russische Name „prytkaja jaszczeriza“. Die Zauneidechse ist die kleinste Vertreterin der Smaragdeidechsen (Gattung Lacerta s. str., also im engeren Sinne), die zur Familie der Echten Eidechsen (Lacertidae) zählen.

Männliche Zauneidechse Foto: A. Kwet

Kennzeichen

Insbesondere ältere Zauneidechsen haben einen recht kräftigen Körper mit eher kurzen Beinen (Wald- und Mauereidechsen sind deutlich zierlicher). Die Köpfe von Zauneidechsen sind mehr oder weniger deutlich vom Rumpf abgesetzt und insbesondere bei Männchen recht massig. Sie enden in kurzen, stumpfen Schnauzen und sind etwa ein Drittel länger als breit. Ihre Schwänze sind ziemlich dick und verjüngen sich nur langsam. Unversehrte Schwänze sind etwa 1,25–1,7 Mal so lang wie der restliche Körper. Die Schwanzschuppen sind in deutliche Wirtel gegliedert und oberseits stark gekielt. Die Grundfarbe von Zauneidechsen ist Braun. Die Flanken erwachsener Männchen sind zur Paarungszeit leuchtend grün; die der vorjährigen Männchen werden im Sommer grün. Zu anderen Jahreszeiten sind manche Männchen oberseits ganz braun und werden dann leicht mit Weibchen verwechselt. Wie bei vielen anderen Eidechsenarten wird der Rücken durch zwei sandfarbene (Parietal-) Bänder von den Körperseiten abgesetzt. Die zwischen diesen Bändern liegenden Rückenschuppen sind bei Zauneidechsen schmaler, länglicher und schärfer gekielt als die Schuppen am Rand des Rückens und an den Flanken.

Weibliche Zauneidechse Foto: A. Kwet

Auf dem Rücken verlaufen drei mehr oder minder stark aufgelöste, weiße Linienbänder. Die weißen Punkte oder Striche werden oft von dunklen Flecken umrahmt, die sich – wie die Grundfarbe – teilweise recht schnell verändern. Dagegen sind die weißen Linien und Punkte auf dem Rücken konstant und können als Muster zur individuellen Wiedererkennung der Tiere dienen. Insbesondere jüngere Zauneidechsen haben an den Flanken sogenannte Augenflecken (Ocelli), die aus einem dunklen Fleck mit einem hellen „Auge“ in der Mitte bestehen. Alte Zauneidechsen zeigen an den Körperseiten oft nur noch dunkle Tupfen oder Marmorierungen. Die Unterseite von Männchen ist grünlich mit schwarzen Flecken oder Punkten, die der Weibchen gelblich bis beige und nicht immer gefleckt. Insgesamt sind die bei Zauneidechsen auftretenden Zeichnungsmuster überaus variationsreich. Durch die verschiedenen Zeichnungselemente werden die Körperkonturen im Lebensraum optisch aufgelöst, Zauneidechsen sind in ihren typischen Umgebungen daher oft perfekt getarnt. Neben insgesamt sehr vielfältig, aber mehr oder weniger typisch gefärbten Tieren kommen auch Farbvarianten vor: Schwärzlinge (melanistische Zauneidechsen) sind am ganzen Körper sehr dunkel, die typischen Zeichnungselemente schimmern meist schwach durch.
Sogenannte concolor-Tiere sind ganz zeichnungslos; ihre Weibchen sind einfarbig braun, Männchen zeigen auch grüne Flanken. Am bekanntesten sind rotrückige Zauneidechsen, sogenannte erythronotus-Mutanten. Ihnen fehlt die typische Rückenzeichnung, ihr Rücken ist einfarbig rotbraun oder braun gefärbt (teilweise mit schwarzen Punkten oder Flecken auf dem Rücken). Die Flanken sind bei dieser Variante normal gefärbt und gezeichnet.

Jungtier der Zauneidechse Foto: A. Kwet

Maße und Gewichte von Zauneidechsen sind unter anderem vom Alter der iere, ihrem Lebensraum und der Jahreszeit abhängig und differieren zwischen verschiedenen Unterarten. Die Körperproportionen von Männchen und Weibchen unterscheiden sich recht deutlich: Männchen haben relativ (zum Körper) wesentlich größere und breitere beziehungsweise insgesamt massigere Köpfe. Ihre Schwanzwurzeln sind deutlich verdickt, und der Anteil unversehrter Schwänze an der Gesamtlänge ist etwas größer. Dagegen sind die Rümpfe der Weibchen in Relation länger.
In Deutschland wurden maximale Kopf-Rumpf-Längen (KRL) von 96,2 mm (Weibchen aus Hessen) und 240 mm Gesamtlänge, mit einer Masse von 18,6 g (Weibchen, Männchen aus Brandenburg) ermittelt. Die meisten Zauneidechsen bleiben deutlich kleiner. Frisch geschlüpfte Zauneidechsen wiegen 0,45–0,55 g, haben KRL von 20–30 mm und Gesamtlängen von 45–65 mm.

Auszug aus der Broschüre zum „Reptil des Jahres 2020 – Die Zauneidechse

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