Das Knoblauchkrötenjahr
Je nach Verbreitungsgebiet und Witterungsbedingungen beenden Knoblauchkröten ihre Winterruhe im März/April und wandern in regenreichen Nächten zu ihrem Fortpflanzungsgewässer. Dabei kann es durchaus auch zu Massenwanderungen kommen, wie sie beispielsweise von der Erdkröte bekannt sind. Manchmal treffen die Männchen einige Tage vor den Weibchen im Laichgewässer ein, doch gibt es auch viele Beobachtungen, wonach beide Geschlechter mehr oder weniger gleichzeitig dort erscheinen. Nach einer kurzen „Wartezeit“ (Latenzzeit) sind dann die Paarungsrufe der Männchen sowohl am Tage als auch nachts zu hören. Dies ist in der Regel Mitte April der Fall und erstreckt sich bis Ende Mai. In dieser Zeit erfolgen auch Paarung und Laichabgabe. Weibchen bleiben durchschnittlich ca. 14 Tage im Wasser und wandern zumeist kurze Zeit nach dem Ablaichen vom Laichgewässer in die Landlebensräume. Männchen verweilen nahezu doppelt so lange im Wasser wie weibliche Tiere und paaren sich in dieser Zeit mit mehreren Partnerinnen, um danach ebenfalls die Sommerquartiere aufzusuchen. Nun sind die Tiere relativ streng nachtaktiv und tagsüber bis zu 20 cm tief im Boden vergraben. Beobachtungen verschiedener Wissenschaftler zeigten, dass durch ausgiebige Regenfälle in der Zeit zwischen Juni und August eine zweite Laichperiode ausgelöst werden kann (Nebenlaichzeit). Die Larven (Kaulquappen) haben in Mitteleuropa ihre Verwandlung (Metamorphose) vom Wasser- zum Landtier etwa im Juni/Juli abgeschlossen, dann verlassen die Jungkröten das Wasser. In sommerlichen Trocken- und Hitzeperioden können Knoblauchkröten eine Art Sommerruhe halten. Im September/Oktober beginnt die Winterruhe der Knoblauchkröten. Dann haben sie sich in der Regel 50-60 cm tief in den Boden eingegraben.
Hochzeit unter Wasser
Durch die Paarungsrufe der Männchen (unter Wasser, relativ leise), die wie „wock…wock…wock“ klingen, werden die Weibchen angelockt. Zur Paarung umklammern männliche Knoblauchkröten mit ihren Vordergliedmaßen die Weibchen in der Lendengegend unmittelbar vor deren Hinterbeinen. Der Körper des Weibchens wird vom Männchen zeitweise stark zusammengepresst, und, um die Laichabgabe des Weibchens zu stimulieren, führt es mit den Zehen scharrende Bewegungen an deren Kloake aus; auch dabei sind noch Lautäußerungen des Männchens zu vernehmen. Das Paar sucht nun geeignete Strukturen unter Wasser wie Stängel von Rohrkolben, Schilf oder andere Sumpf- und Wasserpflanzen, um die gewöhnlich 40-70 cm, selten bis 100 cm lange und im Durchmesser 1-2 cm messende, gallertige Laichschnur abzulegen. Dazu umklammert das Weibchen den entsprechenden Pflanzenstängel mit den Vorderbeinen und „kriecht“ mehr oder weniger spiralig um diesen herum, um die Laichschnur daran zu befestigen. Während das Weibchen die Laichschnur aus der Kloake auspresst, werden die darin befindlichen schwarzbraunen Eier vom Männchen befruchtet (äußere Befruchtung), indem dieses durch Körperkrümmen seine Kloake an die des Weibchens drückt. Eine Laichschnur kann zwischen 1.200 und 3.300 Eier enthalten. Die Eier haben einen Durchmesser von ca. 1,7-2,0 mm. Unmittelbar nach der Eiablage trennt sich das Paar und das Weibchen verlässt alsbald das Wasser. Löst ein Männchen die Umklammerung nicht, kriecht das Weibchen durch den dichten Pflanzenbestand und versucht so, den Partner abzustreifen. Die Laichabgabe erfolgt zumeist in der Nacht. Wird ein nicht paarungswilliges Weibchen von einem Männchen geklammert, so äußert es Befreiungsrufe – beide Geschlechter verfügen über ein ausgeprägtes Rufrepertoire.
Larvenentwicklung und Metamorphose
Bei Schwankungen der Wassertemperaturen zwischen 5 und 15 °C schlüpfen die Larven nach ca. 8-14 Tagen und messen dann ca. 5-6 mm. Höhere Wassertemperaturen beschleunigen den Schlupf, niedrigere verzögern ihn. Bis zu einer Länge von 7-8 mm hängen die Larven noch an der Gallertmasse der Laichschnur und können erst mit ca. 8-12 mm frei umherschwimmen. Gewöhnlich erreichen sie Gesamtlängen zwischen 8-10 cm, doch wurden auch „Riesenlarven“ bekannt, bei denen Gesamtlängen von 18 bis maximal 22 cm ermittelt wurden! Nicht selten ist der Riesenwuchs mit hormonellen Störungen verbunden, die zum Ausbleiben oder zur Verzögerung der Metamorphose führen. Knoblauchkrötenlarven können gelegentlich überwintern, wesentlich häufiger als die Kaulquappen anderer heimischer Froschlurche mit Ausnahme der Larven der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans). Entsprechend der Witterungsverhältnisse und Ernährungsbedingungen ist die Metamorphose im „Normalfall“ nach 70-150 Tagen abgeschlossen, jedoch konnte bei Larven aus der gleichen Laichschnur eine Differenz der Metamorphose-Termine von 2,5 Monaten festgestellt werden! Die vor allem während stärkerer Niederschläge aus dem Wasser abwandernden Jungkröten sind durchschnittlich 33 mm lang.
Beute und Räuber
Knoblauchkröten ernähren sich hauptsächlich von Käfern (vor allem Laufkäfern) und bodenlebenden Schmetterlingslarven, aber auch von Regenwürmern und kleinen Schneckenarten. Die Kaulquappen werden von Fischen, aber auch von verschiedenen Wasservögeln gefressen. Einer der „Hauptfeinde“ unserer Knoblauchkröte ist der Waldkauz, in dessen Gewöllen, vor allem im Frühjahr, z. T. größere Mengen der auffälligen, schmetterlingsähnlich geformten „Hüftknochen“ zu finden sind. Darüber hinaus wird unser „Froschlurch des Jahres“ noch von vielen weiteren Vogelarten wie Graureiher, Mäusebussard, Schwarzmilan und Schleiereule bzw. Säugetieren wie Spitzmäusen und Wildschweinen verzehrt.
Textquelle: Aktionsbroschüre 2007: Die Knoblauchkröte (download)
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