Beschreibung der Knoblauchkröte
Bedeutung und Herkunft des Namens „Knoblauchkröte“
Die deutschen Artnamen Knoblauchkröte oder Knoblauchskröte beziehen sich auf das in Stresssituationen abgegebene knoblauchähnlich riechende Exkret. Heute wohl kaum noch gebräuchliche historische volkstümliche Namen sind z. B. Landunke, Teichunke, Wasserkröte, Brauner Krötenfrosch, Knoblauchfroschkröte sowie in Niederösterreich Braune oder Marmorierte Protze. Wissenschaftlicher Name: Pelobates fuscus (LAURENTI, 1768) – der Gattungsname Pelobates stammt aus dem Griechischen und ist abgeleitet von „ho pelos“, der Schlamm, sowie „baten“ (abgeleitet von „bainein“), gehen oder schreiten, und bezieht sich wahrscheinlich auf die versteckte Lebensweise im Erdboden. Der Artname fuscus entstammt dem Lateinischen und bedeutet dunkelbraun oder dunkelgrau, was auf die Färbung der Art hinweist. Die Knoblauchkröte wurde 1768 durch LAURENTI unter dem Namen Bufo fuscus wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Name Pelobates fuscus wurde von WAGLER im Jahr 1830 vergeben. Als eigentlicher Entdecker der Art gilt allerdings ROESEL VON ROSEN HOF, der sie wahrscheinlich schon vor 1758 in der Umgebung Nürnbergs fand und als „Wasserkröte mit braunen Flecken“ bezeichnete. Die Ordnung der Froschlurche besteht aus 44 Familien und unser „Froschlurch des Jahres 2007“, die Knoblauchkröte, gehört zur Familie der „Altweltlichen“ Schaufelfußkröten (Pelobatidae). Dazu zählen nur noch drei weitere Arten, die Eurasien sowie das nordwestliche Marokko besiedeln:
- Der Spanische Messerfuß (Pelobates cultripes), auch als Westliche Schaufelfußkröte bezeichnet
- Die Syrische Schaufelfußkröte (Pelobates syriacus), auch als Östliche Schaufelfußkröte bezeichnet
- Die Marokkanische Schaufelfußkröte (Pelobates varaldii), auch als Varaldis Schaufelfußkröte bezeichnet; sie wurde übrigens erst 1959 wissenschaftlich beschrieben.
Beschreibung der Knoblauchkröte
Knoblauchkröten sind mit einer Körperlänge von etwa 60 bis 70 mm (selten bis 80 mm) kleine bis mittelgroße Froschlurche. Ihre Körperform ist robust und gedrungen. Der relativ große Kopf zeichnet sich durch die stark hervortretenden Augen und eine
„helmartige“ Erhebung entlang der Kopfmitte aus. Während der täglichen, unterirdischen Ruhephase sind die Pupillen senkrecht schlitzförmig (Katzenaugen) und während der nächtlichen Aktivitätsphase weit geöffnet und nahezu rund. An den Vordergliedmaßen tragen die Tiere jeweils vier Finger und an den relativ kurzen, muskulösen Hintergliedmaßen fünf Zehen, die durch Schwimmhäute verbunden sind. Ein auffälliges Merkmal der Knoblauchkröte ist der bis zu 6 mm lange, gewölbte, verhornte und scharfrandige Fersenhöcker an den Hinterfußinnenseiten (innerer Fersenhöcker). Dieses sehr effektive Grabwerkzeug wird auch als „Grabschwiele“ bezeichnet und durch Muskelgruppen aufgerichtet, während sich die Tiere rückwärts und senkrecht in den Boden eingraben. Wie alle Lurche (Amphibien) besitzen auch Knoblauchkröten eine nackte, drüsenreiche Haut.
Die Körperoberseite zeigt eine Grundfärbung aus Grau- und Brauntönen, worauf ein mehr oder weniger symmetrisch angeordnetes und individuell unterschiedliches Zeichnungsmuster aus hell- bis dunkelbraunen Längsbändern oder länglichen Flecken ausgebildet ist. Entlang der Körpermitte bleibt ein schmales Längsband der helleren Grundfarbe sichtbar; weniger häufig treten auch nahezu zeichnungslose Individuen auf. Zudem ist die Oberseite oft mit zahlreichen kleinen ziegelroten Punkten und Flecken besetzt. Die Unterseite ist weißlich-hellgrau gefärbt und kann graue Sprenkel aufweisen.
Männliche Knoblauchkröten besitzen auf jedem Oberarm einen ovalen Drüsenkomplex (Oberarmschwiele), der besonders zur Fortpflanzungszeit deutlich ist. Des Weiteren können bei männlichen Knoblauchkröten farblose, feine Granulierungen auf den Innenseiten der Vordergliedmaßen und auf den Handoberflächen vorhanden sein. Weibchen erreichen im Vergleich mit männlichen Tieren die größeren Körperlängen und sind auch etwas schwerer. In der Grundfärbung der Weibchen dominieren hellere Grautöne, in der der Männchen lehmgelbe Farbtöne. Die dunklen Zeichnungselemente der Weibchen sind oft kastanienbräunlich, die der Männchen hellbraun.
Wer tief gräbt, schläft gut
Eine der auffälligsten und interessantesten Verhaltensweisen der Knoblauchkröte ist der Vorgang des Eingrabens in den Bodengrund (Bildreihe unten). Der Aufenthalt „unter Tage“, und zudem in einem „feuchten Milieu“, schützt die ursprünglich Steppen bewohnende Art vor Austrocknung und gewährleistet gleichzeitig die für Amphibien so bedeutungsvolle Hautatmung. Und nicht zuletzt sind die Tiere im Boden nicht unmittelbar von Beutegreifern bedroht! Da die Feuchtigkeitsaufnahme aus Böden mit hohem Sandanteil leichter ist, als aus solchen mit hohem Lehm-/Tonanteil, werden erstere bevorzugt von der Art besiedelt. Ob das Bodensubstrat „gut grabbar“ ist, wird von den Tieren sowohl optisch als auch mit Hilfe von Tastsensoren geprüft. Zu Beginn des Eingrabens werden die scharfrandigen „Grabschwielen“ an der Basis der Hinterfußinnenseiten durch Muskelzug aufgerichtet. Das Vergraben erfolgt durch seitliche Schaufelbewegungen der Hinterbeine rückwärts und in der Regel senkrecht nach unten, wobei unterschiedliche Körperwendungen erfolgen. Die Dauer des „Eingrabevorgangs“ ist vom Alter des Tieres, von der Bodenbeschaffenheit und vom Erregungszustand der Kröte abhängig. Im Experiment wurden Zeitspannen von deutlich weniger als einer Minute bis zu 125 Minuten (erstes Eingraben von Jungtieren mit Larvenschwanzrest) registriert. Sobald Bodensubstrat den Kopf bedeckt, werden Nasenlöcher sowie Augen geschlossen, und letztere in die Augenhöhlen zurückgezogen. Ist das Eingraben beendet, so wird durch „schwänzelnde“ Bewegungen des „Hinterteiles“ – auch als „Sterzeln“ bezeichnet – das umgebende Substrat verfestigt und dadurch eine Atemhöhle geschaffen, in der die Kröte schläft. Dieser Vorgang kann bei den Begleitmaterialien der Aktion als Videosequenz angesehen werden).
Textquelle: Aktionsbroschüre 2007: Die Knoblauchkröte (download)
Download als PDF