Das Amphib des Jahres 2010: Der Teichmolch
Sicher haben viele von Ihnen mit unserem „Lurch des Jahres 2010“, dem Teichmolch, schon einmal Bekanntschaft geschlossen. In Deutschland ist er unser häufigster Schwanzlurch, und er besitzt von allen europäischen Molcharten auch das größte Verbreitungsgebiet. Dennoch ist der Teichmolch keine sehr auffällige Art, die sich als Flaggschiff für den Naturschutz eignet, wie z. B. „Lurchi“, der bekannte Feuersalamander. Teichmolche sind eher unscheinbare, stille Bewohner der heimischen Wälder, Wiesen und Gärten im Randbereich von Tümpeln und Weihern. Wie die meisten Wassermolche hält sich auch der Teichmolch einen Großteil des Jahres an Land auf, versteckt unter Steinen und Totholz. Und selbst jene paar Wochen zur Paarungszeit im Frühjahr, wenn sich die Männchen ein auffälliges Hochzeitskleid zulegen, lebt die Art heimlich in Kleingewässern. Mit etwas Glück kann man im Flachwasser aber ihre komplexen und hoch interessanten Paarungsrituale beobachten. Während des Wasseraufenthalts ähnelt der männliche Teichmolch einem prächtigen Miniaturdrachen, mit seinem hohen, gewellten Rückenkamm, der orangefarbenen Bauchseite mit großen dunklen Flecken und dem an der Basis auffallend orange und blau gefärbten Schwanzsaum. Einerseits ist der Teichmolch in Deutschland zwar nach wie vor relativ häufig und gilt teilweise sogar als Kulturfolger, der von dem anhaltenden Gartenteichboom profitiert, andererseits aber sind seine Bestände in den meisten Bundesländern rückläufig – in einigen Landesteilen wird diese Art in den Roten Listen der gefährdeten Tierarten heute daher in der Vorwarnliste geführt, in Mecklenburg-Vorpommern gilt sie sogar als gefährdet. Auch in den Nachbarländern Schweiz und Österreich zählt der Teichmolch allgemein zu den gefährdeten Lurcharten, zum Teil wurden dort in den letzten Jahren sogar dramatische Populationsrückgänge verzeichnet. Die vorliegende Aktionsbroschüre hat Dr. Wolf-Rüdiger Grosse verfasst, promovierter Biologe und Privatdozent an der Universität Halle-Wittenberg. Der passionierte Feldherpetologe gilt als ausgezeichneter Kenner der einheimischen Amphibienfauna. Als langjähriger Leiter der DGHT-AG Urodela (Schwanzlurche) beschäftigt er sich schon seit vielen Jahrzehnten speziell auch mit dem Teichmolch und hat für Sie die wichtigsten Informationen zur Biologie und zum Schutz dieser Art zusammengestellt. Auch die diesjährige Aktion zum „Lurch des Jahres“ ist eine Kampagne der DGHT und ihrer AG Feldherpetologie, in enger Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH) und der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch). Sie ist eingebettet in die weltweiten Aktivitäten zum „International Year of Biodiversity 2010“ (Internationales Jahr der biologischen Vielfalt) – und im Zuge der Aktion wird im November 2010 auch eine internationale Fachtagung zum Teichmolch stattfinden, die die DGHT-AG Feldherpetologie durchführen wird. Der heimische Teichmolch, in den weniger spektakulären Lebensräumen zuhause, mag manchem vielleicht als uninteressanter „Allerweltslurch“ erscheinen. Doch gerade er steht wie kaum eine zweite Amphibienart für den Natur- und Artenschutz direkt vor unserer Haustür. Jeder Gartenbesitzer kann schon „im Kleinen“ etwas für den Teichmolch und seine „Begleitfauna“ tun, zum Beispiel durch den Verzicht auf Goldfische im eigenen Teich oder durch das Vermeiden von Chemie und englischem Zierrasen in dessen Umgebung. Mut zu etwas mehr Unordnung und damit Naturnähe im Garten – nicht nur die Amphibien werden es Ihnen danken!
Video von Eric Egerer
Autor: Dr. Axel Kwet (2. Vorsitzender der DGHT, Geschäftsbereich Feldherpetologie/Naturschutz)
Textquelle: Aktionsbroschüre 2010: Der Teichmolch (download)
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