Lebensräume und Verbreitung

Feb 6, 2008 by     Posted under: Amphib des Jahres 2008: Der Laubfrosch

Laichgewässer und Landlebensräume

typisches Laichgewässer des Laubfrosches

Reich strukturiertes und sonnenexponiertes Laichgewässer

Die großen, intakten, mit Hecken durchzogenen Grünland-Komplexe mit ihren sommerwarmen Flachgewässern (Weidegewässer, Blänken etc.) sind in Norddeutschland typische Laubfroschlandschaften. Aber auch große flache Stillgewässer (Seen) mit Schilfröhricht und ihren umliegenden Offenlandbiotopen werden vom Laubfrosch besiedelt. Typische Lebensräume sind ebenfalls Auen­landschaften in den Tiefländern, die sich flussbegleitend in die wärmebegünstigten Teile der Mittelgebirge hochziehen und dort an Stillgewässer reiche Grünländereien anschließen. In einigen dieser Mittelgebirgsbereiche gibt es auch höher gelegene Ab­baugebiete (z. B. in den Tonabgrabungen des Hohen Wester­waldes), die aufgrund der Abbautechnik gute Laichgewässer entstehen lassen und wo der Laubfrosch zudem auch sehr geeignete Landlebensräume vorfindet. In anderen Kulturland­schaften werden aber auch naturnahe Wälder mit Gewässer tragenden Lichtungen sowie Sand- und Kiesgruben mit „frühen“ Sukzessionsstadien u. v. a. genutzt.

Ideale Lebensräume für diese Baumfroschart sind großflächig extensiv genutzte, klein­strukturierte Grünlandschaften (Weiden, Wiesen) mit hohen Grundwasserständen und hohen Luftfeuchtigkeiten, in denen sich die windgeschützten Sommerlebensräume in sonnenexponierten Hecken-, Strauch- und Gebüschgruppen oder -reihen und in Schilfgürteln befinden. Die blüten- und damit insektenreichen Kraut- und Wildstaudenfluren vor Hecken in Gewässernähe sind besonders für Jungtiere geeignet, ebenso das Uferröhricht. Hier nut­zen die Frösche vertikale Strukturen bis 3 m und höher als Schutz- und Rückzugsort, aber auch flächige (am häufigsten auf Brombeeren, z.B. Rubus fruticosus) oder großblättrige Blattstrukturen (z. B. Hohe Ampfer Rumex hydrolapathum) sind wichtige Sitzwarten. Die Landlebensräume sollten eine Anbindung (bis zu 500 m) an die Fortpflanzungsgewässer aufweisen. In etwas größerer Entfernung kommen naturnahe Laubmischwäl­der hinzu. Speziell Auenwälder mit einem Mosaik kleinerer offener Bereiche und Nähe zu den Offenlandschaften sind als weitere Landlebens­räume für den Laubfrosch anzustreben.

Die Multifunktion von He­cken

Hecken als wichtiges Lebensraumelement

Hecken als wichtiges Lebensraumelement

Insbesondere Brombeerhecken spielen für Laubfrösche im Sommerlebensraum eine wichtige Rolle. Hier hat der „Hecken­frosch“ (vgl. Liste der volkskundlichen Namen) einen durch Dornen geschützten Wohnort, der alles bietet und zudem mi­kroklimatisch günstige Eigenschaften besitzt. Einen exponierten Sonnplatz findet er in luftiger Höhe auf den Brombeerranken, im Innern der Hecke hat er durch die Blätter Deckung bei zu starker Sonneneinstrahlung. Einen „reich gedeckten Tisch“ findet der Laubfrosch durch die Insekten anziehenden Blüten und Früchte der Brombeeren vor, die er als Jagdraum nutzt. Zugleich ist die Hecke auch ein Schutzraum vor den aus der Luft anfliegenden Feinden, der Laubfrosch kann sich bei Gefahr schnell in das dor­nenbewehrte Brombeerrankengeäst zurückziehen. Somit hat er auf wenigen Quadratzentimetern vereinigt alles, was eine gute Wohnung ausmacht, und er nutzt diesen Raum auch ohne viel Energie investieren zu müssen. Die bandförmigen Biotoptypen wie Hecken (Knicks), Wald- und Wegränder, Raine, Grä­ben etc., die in diesen Offenlandschaften oder zwischen Wäldern und Grünländereien vermitteln, werden neben ihrer Eigenschaft als Teillebensraum auch in ihrer Rolle als Wanderkorridore beziehungsweise als Verbundlebensräume angesehen, die es durch gezielte Landschaftspflegemaßnahmen zu erhalten und zu ergänzen gilt. Dabei können auch strukturreiche (Grünland-) Flächen eine Rolle spielen.

Winterquartiere

Waldränder, dichte laubstreureiche Hecken, Laubwälder, Gärten, Saumgesellschaften, Feldgehölze, frostfreie natürliche Räume (Spalten, Höhlen, Moospolster, Baumstubben, unterirdisches Wurzelgeflecht) und frostfreie anthropogene Strukturen (z. B. Gartenhäuser, Efeu bewachsene Hauswände in Waldnähe) zählen zu den bekannten Winterquartieren.

 

Die Laubfrösche Europas und ihre Verbreitung

In der Westpaläarktis (Begriff, der den größten Teil von Europa und Asien, also Eurasien bezeichnet) kommen mindestens vier wissenschaftlich anerkannte Laubfroschar­ten vor: der Europäische Laubfrosch, Hyla arborea (Linnaeus, 1758), der Mittelmeer-Laubfrosch, Hyla meridionalis Boettger, 1874, der Tyrrhenische Laubfrosch, Hyla sarda (de Beta, 1857) und der Kleinasiatische Laubfrosch, Hyla savignyi Audouin, 1827. Eine fünfte westpaläarktische Hyla-Art, der Italienische Laubfrosch, Hyla intermedia Boulenger, 1882, wird aufgrund seiner großen äußeren Ähnlichkeit zu Hyla arborea und durch jüngste Forschungsergebnisse über die Struktur seiner Rufe zwar kritisch gese­hen, doch legen molekulargenetische Untersuchungen seinen Artstatus nahe.

Laubfrosch-Verbreitung

Verbreitung des Europäischen Laubfrosches weltweit

Im Mittelpunkt unserer Betrachtungen steht jedoch Hyla arborea, der Europäische Laub­frosch, der von Südschweden und Dänemark im Norden über weite Teile West-, Süd­west- und Mitteleuropas bis in den Südosten (Balkan, Griechenland einschließlich Kreta) und Osten Europas (westliches Russland, Ukraine) sowie im westlichen und nördlichen Kleinasien ein ausgedehntes Areal besiedelt hat. In der Vertikalverbreitung (Höhenverbreitung) finden wir Hyla arborea von Meeresspie­gelhöhe bis hinauf auf 2600 m NN (Kaukasus), in der Regel ist der Laubfrosch jedoch ein Bewohner des Tief- und Hügellandes.

 

 

 

Textquelle: Aktionsbroschüre 2008: Der Laubfrosch (download)

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