Alpensalamander

Sep 18, 2013 by     Posted under: Artensteckbriefe Amphibien

Artensteckbrief Alpensalamander (Salamandra atra)

Alpensalamander (Salamandra a. atra) im Wettersteingebirge "Am Schachen", Mittenwald, Bayern, Deutschland, 08.05.1991, Foto: Andreas Nöllert

Alpensalamander (Salamandra a. atra) im Wettersteingebirge „Am Schachen“, Mittenwald, Bayern, Deutschland, 08.05.1991, Foto: Andreas Nöllert

Art:
Salamandra atra, Alpensalamander

Unterart(en):
Salamandra atra atra

Fauna-Flora Habitatrichtlinie:
FFH-Richtlinie (Anhang IV)

Rote Liste Status:
RL Deutschland (2009): ungefährdet

RL BW (1999): ungefährdet
RL BY (2003): ungefährdet

Alpensalamander (Salamandra a. atra) im Hintersteiner Tal in 1830 m Höhe, Bayern, Deutschland, Foto: Ulrich Schulte

Alpensalamander (Salamandra a. atra) im Hintersteiner Tal in 1830 m Höhe, Bayern, Deutschland, 13.07.2009, Foto: Ulrich Schulte

Beschreibung:

Der Alpensalamander ist neben dem Feuersalamander der zweite heimische Landsalamander. Seine lackschwarze Grundfärbung der Rücken- und Bauchseite macht ihn unverwechselbar. Einzig die in den italienischen Südalpen verbreitete Unterart Salamandra atra aurorae zeigt weisslich-gelbe Flecken auf schwarzem Grund. Alpensalamander bleiben mit 10-13 cm Gesamtlänge kleiner als Feuersalamander und wirken weniger gedrungen. Wie der Feuersalamander besitzt S. atra deutlich ausgeprägte Ohrdrüsen (Parotiden). Zusätzlich findet sich entlang der Rückenmitte eine Doppelreihe Drüsen. Der gesamte Rumpf ist in elf bis dreizehn Rippenfurchen segmentiert. Eine individuelle Erkennung von Alpensalamandern ist aufgrund fehlender eindeutiger Merkmalscharakteristika kaum möglich. Auch die Unterscheidung der Geschlechter gestaltet sich mitunter schwierig, die Kloake der Männchen ist jedoch häufig stärker vorgewölbt als die der Weibchen.

Gesamtverbreitung:

Die Art ist von einem einzigen französischen Vorkommen östlich des Genfersees im Westen über die Alpen der westlichen, zentralen und östlichen Schweiz, Norditaliens, Liechtensteins und Österreichs bis etwa 50 km westlich von Wien im Osten verbreitet. Eine disjunkte Verbreitung weist der Alpensalamander entlang des Dinarischen Gebirges bis in die Hochgebirge Albaniens auf. Die albanischen Vorkommen repräsentieren die südlichsten Populationen. In den bayerischen Kalkalpen findet die Art ihre nördliche Arealgrenze. Die Höhenverbreitung reicht in der Regel von etwa 800 m bis auf über 2.400 m ü. NN (tiefster Fundort 420 m ü NN am Walensee in der Schweiz).

 

Verbreitungskarte Alpensalamander – Salamandra atra (Laurenti, 1768)

Verbreitungskarte Alpensalamander – Salamandra atra (Laurenti, 1768)

Verbreitung national:

Die alpine Art kommt ausschließlich in Bayern sowie angrenzend im südöstlichen Baden-Württemberg vor und erreicht in Deutschland ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Der besiedelte baden-württembergische Gebirgszug Adelegg (in Höhen von 800 bis 1100 m ü. NN) ist mit den Hochgebirgslagen der Alpen verbunden. Kleinere Vorkommen in Baden-Württemberg finden sich am Iberger Kugel und im Osterwald. Seine Hauptverbreitung bundesweit besitzt die Art in Bayern. Hier werden schwerpunktmäßig die nördlichen Kalkalpen von etwa 600 bis zu 2100 m ü NN. besiedelt. Östlich dringt die Art bis nach Berchtesgaden vor.
Hier finden Sie den Verbreitungsatlas für alle einheimischen Reptilien und Amphibien.

 

Lebensraum und höchster Fundort des Alpensalamanders (Salamandra atra), Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 1.910 m ü. NN, Foto: Ulrich Schulte

Lebensraum und höchster Fundort des Alpensalamanders (Salamandra atra) im Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 1.910 m ü. NN,  13.07.2009, Foto: Ulrich Schulte

Lebensraum Alpensalamander (Salamandra atra), Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 1.680 m ü. NN, Foto: Ulrich Schulte

Lebensraum Alpensalamander (Salamandra atra), Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 1.680 m ü. NN,  12.07.2009, Foto: Ulrich Schulte

Lebensräume:

In Baden-Württemberg und Bayern werden tief eingeschnittene und kühle Laubwaldtäler sowie krautreiche, feuchte Bergmischwälder besiedelt. Darüber hinaus ist die Art auf feuchten Alpweiden der Krummholzzone und oberhalb der Waldgrenze anzutreffen. Typische Lebensräume finden sich zudem in Schutt- und Geröllhalden, auf Waldlichtungen und an Waldrändern sowie entlang von Bach- und Strassenrändern. Generell werden häufiger Laub- und Mischwälder als reine Nadelwälder sowie Kalkgestein eher als Granit besiedelt.

Alpensalamander (Salamandra atra), Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 06.2009, Foto: Ulrich Schulte

Alpensalamander (Salamandra atra), Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 15.07.2009, Foto: Ulrich Schulte

Wissenswertes:

Die Art hat sich in ihrer Reproduktionsweise als einzige heimische Amphibienart vollkommen vom aquatischen Lebensraum entkoppelt. Die Jungtiere entwickeln sich über etwa zwei Jahre (in Hochgebirgsregionen über drei Jahre) komplett im Uterus und ernähren sich über vom Weibchen gebildete Nähreier. Die Weibchen gebären nur jedes dritte oder vierte Jahr zwei voll entwickelte und lebensfähige Jungtiere. Die lungenatmenden Jungtiere sind gerade einmal vier Zentimeter groß, wenn sie im Sommer zur Welt kommen. Die erstaunlich geringe Fortpflanzungsrate des Alpensalamanders wird durch ein sehr geringes Prädationsrisiko der giftigen Adulttiere kompensiert.

 

Alpensalamander (Salamandra atra) Missbildung, Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 06.2009, Foto: Ulrich Schulte

Alpensalamander (Salamandra atra) mit missgebildeter Vorderextremität, Hintersteiner Tal, Bayern, Deutschland, 14.07.2009, Foto: Ulrich Schulte

Gefährdung & Schutz:

Bundesweit gilt der Alpensalamander als eine regional in Deutschland seltene Art, die jedoch punktuell durchaus hohe Bestandsdichten erreichen kann, als „ungefährdet“. Zum Nachweis eignen sich insbesondere frühe Morgenstunden in denen die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist (> 90%). Die Art ist in erster Linie durch Lebensraumzerstörungen gefährdet. So haben großflächige Fichtenaufforstungen von Kahlschlägen negative Auswirkungen auf das Mikroklima seiner Lebensräume. Schutzmaßnahmen sollten sich auf die Erhaltung und Förderung von Bergmischwäldern konzentrieren. Angrenzendes Grünland sollte wenn möglich extensiv gepflegt werden, dazu gehören an die Lebensweise des Alpensalamanders angepasste Mahdtermine sowie schonendes Mahdgerät und ein Verzicht auf Sommerdüngung. Ein dichtes Wegenetz in Waldgebieten fordert wie auch beim Feuersalamander zahlreiche Verkehrsopfer. Abhilfe kann hier eine zeitweilige Sperrung von Wegen für den Verkehr bei nächtlichem Regen schaffen.

Literatur:

Fachbach, G., Kolossa, I. & A. Ortner (1975): Zur Ernährungsbiologie von Salamandra s. salamandra und Salamandra atra. – Salamandra, 11: 136-144.

Freytag, G. E. (1955): Feuersalamander und Alpensalamander. – Die Neue Brehm-Bücherei Band 142, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben.

Fritz, K. & P. Sowig (2007): Alpensalamander – Salamandra atra Laurenti, 1768. S. 159–170. In: Laufer, H., Fritz, K. & P. Sowig: Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. Ulmer, Stuttgart.

Grossenbacher, K. (1994): Zur Systematik und Verbreitung der Alpensalamander (Salamandra atra atra, Salamandra atra aurorae, Salamandra lanzai). – Abhandlungen und Berichte für Naturkunde Magdeburg, 17: 75-81.

Grossenbacher, K. (2005): Der Alpensalamander. Lebensweise und Schutzmöglichkeiten. – Merkblatt der Karch, Bern: 4 S.

Guex, G.-D. & H. Greven (1994): Structural and Physiological Aspects of Viviparity in Salamandra atra. – Mertensiella, 4: 161-208.

Guex, G. D. & K. Grossenbacher (2004): Salamandra atra. – In: Thiesmeier, B. & K. Grossenbacher (eds), Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas, Band 4/IIB: Schwanzlurche Urodela. AULA-Verlag, pp. 975–1028.

Helfer, V., Broquet, T. & L. Fumagalli (2012): Sex-specific estimates of dispersal show female philopatry and male dispersal in a promiscuous amphibian, the alpine salamander (Salamandra atra). – Molecular Ecology, 21: 4706-4720.

Klewen, R. (1986): Untersuchungen zur Verbreitung, Öko-Ethologie und innerartlichen Gliederung von Salamandra atra Laurenti 1768. – Universität Köln (Dissertation).

Klewen, R. (1988): Die Landsalamander Europas, Teil 1. – Die Neue Brehm-Bücherei Band 142, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg-Lutherstadt.

Lescure, J. & J.-C. de Massary (2012): Atlas des Amphibiens et Reptiles de France. Biotope, Mèze; Muséum national d’historie naturelle, Paris (collection Inventaires & biodiversité), 272 p.

LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) – Informationen zu Arten der FFH-Richtlinie; Alpensalamander – Salamandra atra. http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/51513/ (zuletzt besucht am 13.05.2013)

Luiselli, L., Andreone, F., Capizzi, D. & C. Anibaldi (2001): Body size, population structure and fecundity traits of a Salamandra atra atra (Amphibia, Urodela, Salamandridae) population from the northeastern Italian Alps. – Italian Journal of Zoology, 68: 125-130.

Lötters, S., Kielgast, J., Sztatecsny, M., Wagner, N., Schulte, U., Werner, P, Rödder, D., Dambach, J., Reissner, T., Hochkirch, A. & B. R. Schmidt (2012): Absence of infection with the amphibian chytrid fungus in the terrestrial Alpine salamander, Salamandra atra Laurenti, 1768. – Salamandra, 48: 58-62.

Riberon, A., Miaud, C., Grossenbacher ,K. & P. Taberlet (2001): Phylogeography of the Alpine salamander, Salamandra atra (Salamandridae) and the influence of the Pleistocene climatic oscillations on population divergence. – Molecular Ecology, 10: 2555-60.

Veith, M., Steinfartz, S., Zardoya, R., Seitz, A. & A. Meyer (1998): A molecular phylogeny of ‚true‘ salamanders (family Salamandridae) and the evolution of terrestriality of reproductive modes. – Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research, 36: 7-16.

Werner, W., Lötters, S., Schmidt, B. R., Engler, J. O. & D. Rödder (2013): The role of climate for the range limits of parapatric European land Salamanders. – Ecography, 36: doi: 10.1111/j.1600-0587.2013.00242.x

Wunderer, H. (1910): Beiträge zur Biologie und Entwicklungsgeschichte des Alpensalamanders (Salamandra atra Laur.). – Zoologische Jahrbücher für Systematik, 28: 23-80.

Text: Ulrich Schulte unter Mitarbeit von Michael Veith

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