Der „salamanderfressende“ Chytridpilz: Bitte Todfunde melden!

Nov 10, 2014 by     Posted under: Aufrufe/Aktionen, Pinnwand

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde DGHT e. V. (05.11.2014)

Europäische Molche und Salamander durch neuen Pilz stark bedroht – die DGHT fordert sofortige Maßnahmen und sachkundiges Verhalten

In den vergangenen Monaten wurde wiederholt über das Sterben von Salamandern in den Niederlanden und Belgien berichtet – Ursache ist ein neuer Pilz. Das Pathogen namens Batrachochytrium salamandrivorans wurde im vergangenen Jahr neu entdeckt. Der „salamanderfressende“ Chytridpilz (so die Bedeutung des wissenschaftlichen Namens) ist nahe verwandt mit dem schon seit einigen Jahren bekannten Amphibien-Chytridpilz. Ein internationales Forscherteam um Professor An Martel und Professor Frank Pasmans der Universität Gent stellte kürzlich im Fachmagazin Science umfangreiche Untersuchungen zu Herkunft, Verbreitung und Wirkweise des neuen Chytrid-Pilzes vor (Link zu diesem Artikel). Im Laborexperiment nahm die Infektion mit Batrachochytrium salamandrivorans für fast alle in Europa vorkommenden Salamander- und Molcharten (Schwanzlurche) einen tödlichen Verlauf. Für andere Amphibien, wie Frösche, Kröten oder die wurmartigen Blindwühlen stellt der Pilz keine Gefahr dar. Die Wissenschaftler prognostizieren eine weitere Ausbreitung. Umfangreiche Untersuchungen zum Status der Molche und Salamander in den Grenzgebieten zu Belgien und den Niederlanden laufen bereits. „Bisher konnten wir den Pilz nicht nachweisen, doch ist dies kein Grund zur Entwarnung. Wir sind in höchster Alarmbereitschaft.“, so Dr. Stefan Lötters von der Universität Trier und zugleich Vizepräsident der DGHT. In Deutschland kommen zwei Salamander- und vier Molcharten vor. Für den Feuersalamander hat Deutschland im internationalen Artenschutz eine „besondere Verantwortung“. Der Kammmolch steht in den meisten Bundesländern bereits als „gefährdet“ bis „stark gefährdet“ auf der Roten Liste bedrohter Tierarten. Zudem gilt die Art nach der Flora-Fauna-Habitat (FFH) Richtlinie der EU von gemeinschaftlichem Interesse (Anhang II). Für beide Arten ist der Salamanderpilz tödlich. Batrachochytrium salamandrivorans stammt sehr wahrscheinlich aus Asien, so die Forscher. Dort vorkommenden Arten können den Pilz tragen und sterben daran nicht. Regelmäßig gelangen Tiere aus Vietnam und Japan über den Handel nach Europa. Zurückzuführen ist die Ausbreitung möglicherweise auf infizierte Molche, die auf diesem Weg nach Europa gekommen sind. Doch sind infizierte Molche im Tierhandel äußerst selten. Seit 50 Jahren vereinigt die DGHT Kompetenzen aus sachgerechter Tierhaltung, dem Artenschutz und der Forschung an Amphibien und Reptilien. Mit ihren Arbeitsgemeinschaften „Urodela“ (Salamander und Molche), „Feldherpetologie und Artenschutz“ und „Amphibien- und Reptilienkrankheiten“ verfügt die DGHT über ein unvergleichbares Fachwissen. Die DGHT fordert sofortige umfassende wissenschaftliche Untersuchungen zum
Infektionsstatus der einheimischen Salamander- und Molcharten, begleitet von einem Monitoring für Importe. Nur so lässt sich die Gefahr durch Batrachochytrium salamandrivorans besser verstehen und nur so kann eine Basis für konkrete Schutzmaßnahmen getroffen werden. Die DGHT empfiehlt, keine Amphibien aussetzen, auch nicht im privaten Gartenteich, und auf penible Sauberkeit von Transportgefäßen und Ähnlichem zu achten. Die Haltung und Zucht von Amphibien ist von größter Bedeutung für die Umweltbildung, die Forschung und zur Kenntniserweiterung zugunsten des Artenschutzes. Die DGHT spricht sich dafür aus, dass dies jedoch nur mit entsprechender Sachkunde erfolgt und Amphibien nicht als Massenware über den wenig spezialisierten Handel verbreitet werden sollen (Stichwort „Molche für den Gartenteich“ aus dem Baumarkt). Beim Erwerb sollte vornehmlich auf europäische Nachzuchten innerhalb der Fachverbände zurückgegriffen werden und die Erhaltung von Amphibien in menschlicher Obhut durch Zucht sollte gefördert werden. Im Jahre 2013 veröffentlichte die DGHT hierzu das umfangreiche Werk „Gefährdete Molch- und Salamanderarten der Welt – Richtlinien für Erhaltungszuchten“ (Mertensiella Band 20, auch auf Englisch erhältlich). Die DGHT führt Sachkundeschulungen zum fachgerechten Umgang mit Amphibien und Reptilien durch. Interessierte können sich zudem über den verantwortungsvollen Erwerb und fachgerechten Umgang mit Terrarientieren durch das vielfältige Angebot der DGHT-Arbeitsgemeinschaften informieren.

Verfasser DGHT e. V. – www.dght.de

 Weitere Informationen zum Pilz können Sie auch hier nachlesen (hier klicken)

Anmerkung der AG Feldherpetologie und Artenschutz: Selbst aktiv werden!
Bitte helfen Sie mit, eine Ausbreitung des Pilzes zu verhindern!

Nehmen Sie auf Ihre Spaziergang kleine Gefrierbeutel mit und suchen Sie aufmerksam den Boden ab. Sollten Sie einen verendeten Schwanzlurch finden, der keine offensichtliche Todesursache wie z.B. äußere Verletzungen aufweist, dann nehmen Sie sie bitte in der Tüte mit, verschließen diese fest, frieren das Tier ein und melden den Todfund bei uns. Noch besser als ein Gefrierbeutel wäre die Konservierung in Formalin oder Alkohol (erhältlich in jeder Apotheke). Wichtig ist, dass der Tod nicht zu lang zurück liegt. Tiere, die bereits Verwesungserscheinungen zeigen und somit länger als 2 Tage tot sind, können nicht mehr analysiert werden.
Wenn gehäuft tote Schwanzlurche auftreten, so melden Sie diese bitte umgehend! Ein Experten-Team wird sich schnellstmöglich die genannte Stelle ansehen.

Vielen Dank!

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