Die Erdkröte: Lurch des Jahres 2012
Die Erdkröte steht wie keine zweite Amphibienart für den Naturschutz an Straßen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In unserer vom Automobil geprägten mitteleuropäischen Kulturlandschaft ist der Lurch des Jahres 2012 geradezu Sinnbild für die Konflikte zwischen Straßenverkehr und der einheimischen Tierwelt.
Hunderttausende im Frühjahr an ihre Laichgewässer an- und kurze Zeit später wieder abwandernde Erdkröten sterben jährlich den Verkehrstod – ganz zu schweigen von den Abermillionen winziger Jungtiere, die m Sommer ihre Geburtsgewässer verlassen und oft schon nach wenigen Metern unerkannt zwischen Reifenprofilen ihr jähes Ende finden. Umso erstaunlicher ist es, dass die Erdkröte noch immer zu unseren häufigsten Amphibienarten zählt und nach wie vor fast flächendeckend verbreitet ist. Dennoch ist auch bei dieser bundesweit und in Österreich derzeit als ungefährdet eingestufte Arte in allgemeine rückläufiger Bestandstrend nicht wegzudiskutieren; in der Schweiz gilt die Erdkröte mittlerweile als „verletzlich“.
Nicht nur aus Artenschutzgründen , sondern auch aus Gründen des Tierschutzes bauen weitsichtige Verkehrsplaner daher auf dauerhafte Leiteinrichtungen und teure Krötentunnel an konfliktträchtigen Bundes-, Landes-, und seltener Kreisstraßen, veranlassen Lokalpolitiker zu den Hauptwanderzeiten die Sperrung von Waldwegen und anderen Trassen und betreuen ehrenamtliche Naturschützer Jahr für Jahr in ihrer nicht ganz ungefährlichen Freizeigbeschäftigung Krötenzäune und Eimerfallen. Und das alles für die Erdkröte, einen warzigen, braunen Froschlurch, dessen Schönheit sich vielen erst auf den zweiten Blick – spätestens Aue in Auge mit der wunderbar goldenen Kröteniris – erschließen mag. Aber für eine Art, die gerade durch ihre relative Häufigkeit eine wichtige Rolle im Haushalt Natur spielt- und als gefräßiger Vertilger sogenannter „Schadinsekten“ auch ein nützlicher Faktor in der Landwirtschaft darstellt.
Auch wenn man als Lurch des Jahres vielleicht die bei uns viel seltenere Kreuz- oder Wechselkröte erwartet hätte, haben sich die DGHT und ihre AG Feldherpetologie und Artenschutz zur Wahl der Erdkröte entschlossen, denn gerade diese Art bieten viele Chancen für den einheimischen Amphibienschutz. Jeder hat schon einmal eine Erdkröte gesehen, wenn nicht in Natura, dann zumindest auf Fotos oder auf Warntafeln an gefährdeten Straßenabschnitten. Durch die jährlichen Erkörtenzaunaktionen sind Amphibien regelmäßig in der Presse und bleiben in der Bevölkerung präsent. Und viele andere Arten profitieren ebenfalls von den Schutzbemühungen um die Erdkröte, insbesondere der Gasfrosch, aber auch Feuersalamander, Molche und andere Froschlurche.
Erfahren Sie mehr über die Erdkröte in: Lurch des Jahres 2012: Die Erdkröte
oder besuchen Sie unsere Jahrestagung: Die Erdkröte (Bufo bufo) – Biologie, Ökologie, Systematik und der Stand der Dinge im Amphibienschutz an Straßen
Video von Eric Egerer.
Text: Dr. Axel Kwet, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (Geschäftsbereich Feldherpetologie/Naturschutz)
Quelle: Aktionsbroschüre „Die Erdkröte – Lurch des Jahres 2012″ . (Diese und weitere Begleitmaterialien finden sie hier)