Untersuchung des Krokodilmolchs in Vietnam

Nov. 7, 2012 by     Posted under: Geförderte Projekte 2012

Projektdurchführung: Marta Bernardes, Dennis Rödder, Tao Thien Nguyen, Cuong The Pham, Truong Quang Nguyen & Thomas Ziegler
Fördersumme: 3.400 Euro

Orginaltitel:

Verknüpfung ökologischer Nischenmodellierung mit naturschutzrelevanter „in-situ“-Forschung:Verbreitung und Bestandssituation des IUCN-gelisteten und endemischenVietnamesischen Krokodilmolchs, Tylototriton vietnamensis, im NordenVietnams

Der Vietnamesische Krokodilmolch, Tylototriton vietnamensis Foto:T. Ziegler

Der Vietnamesische Krokodilmolch, Tylototriton vietnamensis Foto: T. Ziegler

Vietnam gilt als eines der artenreichsten Länder der Welt; es werden regelmäßig neue Artnachweise erbracht und selbst neue Arten entdeckt, wie die jüngste Übersicht von ZIEGLER & NGUYEN (2010) am Beispiel der Herpetofauna belegt. Vor bereits sieben Jahren beschrieben BÖHME et al. (2005) den Vietnamesischen Krokodilmolch, Tylototriton vietnamensis, wodurch die Artenzahl der aus Vietnam bekannten Echten Salamander (Salamandridae) auf insgesamt fünf erhöht wurde. Tylototriton vietnamensisist derzeit nur von drei Lokalitäten im nördlichen Vietnam bekannt (NGUYEN et al. 2009) und gilt als endemisch. Soweit bekannt, sind die Populationen dieser Art an bewaldete Regionen gebunden. Als Laichgewässer nutzen die Tiere kleine, beschattete und schlammige Tümpel, was darauf hindeutet, dass ein starker Waldrückgang nicht toleriert werden kann (BERNARDES et al. im Druck; Nguyen Quang Truong, pers. Mittlg.).

Marta Bernardes und Cuong The Pham während ihrer Untersuchungen im Naturschutzgebiet Tay Yen Tu im Jahr 2010; Foto: D. Karbe

Marta Bernardes und Cuong The Pham während ihrer Untersuchungen im Naturschutzgebiet Tay Yen Tu im Jahr 2010; Foto: D. Karbe

Basierend auf den zurzeit verfügbaren Daten scheint es, dass das bekannte Areal des Vietnamesischen Krokodilmolchs nicht mehr als 20.000 km² umfasst (IUCN 2011). Die Art wird daher im Vietnam Red Book (2007) als stark gefährdet aufgeführt und ist in der Roten Liste der IUCN (2011) als gering gefährdet (Vorwarnliste) eingestuft. Während der Artstatus des Molches klar belegt ist (IUCN 2011), gibt es noch immer phylogenetische, biogeografische und ökologische Fragen zu beantworten. Unser Team führte bereits im Jahr 2010 die erste ökologische Grundlagenforschung zu dieser seltenen Art durch. Dabei konzentrierten wir uns auf ihre Habitatansprüche und entwickelten mittels GIS-basierter Artverbreitungsmodelle („Species Distribution Modells“; SDMs) eine prädiktive Karte, mit deren Hilfe weitere potenzielle Lebensräume in Nordvietnam identifiziert werden konnten. Diese potenziell geeigneten Habitate von T. vietnamensis sind in einigen der verbliebenen immergrünen Tieflandwälder im Nordosten Vietnams zu finden (BERNARDES et al. im Druck; FOREST PROTECTION DEPARTMENT OF BAC GIANG 2010). Diese Regionen sind stark fragmentiert und anfällig für eine weitere Degradierung durch Abholzung, zumal Vietnam zu den Ländern mit den höchsten Bevölkerungsdichten auf dem Festland Südostasiens gehört.

Bislang ist die Art nur von drei Fundpunkten in Nord-Vietnam bekannt Foto: M. Bernardes

Bislang ist die Art nur von drei Fundpunkten in Nord-Vietnam bekannt Foto: M. Bernardes

Unterstützt durch die SDM-Ergebnisse werden wir in diesem Jahr erneut Feldarbeit in potenziell geeigneten Regionen in Nordvietnam durchführen, die eine erhöhte Wahrscheinlichkeit aufweisen, bislang unbekannte Populationen von T. vietnamensis zu beherbergen. Wir hoffen, auf diese Weise möglichst neue Populationen der Art nachweisen und diese Lebensräume nach verschiedenen ökologischen Gesichtspunkten vergleichen zu können. Auch erhoffen wir uns auf diese Weise, neue Einblicke in die Biologie dieser Art zu erhalten. Die Daten könnten nachfolgend wichtige Werkzeuge für weitere Erhaltungsmaßnahmen im Land bieten und ebenfalls helfen, neue potenzielle Schutzgebiete zu identifizieren bzw. anzuregen. Von der Flaggschiffart T. vietnamensis dürfte so auch die Begleitfauna bzw. deren Unterschutzstellung in dieser sehr artenreichen Region profitieren.

Autorin: Marta Bernardes

 

Dieser Artikel wurde veröffentlicht in der DGHT-Mitgliederzeitschrift: Terraria/elaphe: 5-2012

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