Die Gelbbauchunke: Froschlurch des Jahres 2014
Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Gelbbauchunke glücklicherweise noch nicht vom Aussterben bedroht. Dies hat allerdings weniger damit zu tun, dass sich die einheimischen Unkenpopulationen in einem guten Erhaltungszustand befänden, als vielmehr mit dem großen Gesamtverbreitungsgebiet der Art, das sich über weite Teile Mittel- und Südosteuropas erstreckt. Ihre Bestandsituation in Deutschland, der Schweiz und Österreich gilt leider als bedenklich (Einstufung in die Rote-Liste-Kategorien „stark gefährdet“ bzw. „gefährdet“), und trotz vielerlei Schutz Maßnahmen sind noch immer starke Bestandsrückgänge und Arealverluste zu beklagen. Dies betrifft besonders Gebiete am nördlichen Arealrand, wie Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Entsprechend wird die Gelbbauchunke in den Roten Listen der deutschen Bundesländer, in denen sie vorkommt, in die Kategorien „stark gefährdet“ oder gar „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Und auch in Luxemburg steht die Gelbbauchunke als seltenste Amphibienart des Landes kurz vor dem Aussterben. Durch die Wahl der Gelbbauchunke zum Lurch des Jahres 2014 möchten die DGHT und ihre Kooperationspartner auf eine außergewöhnliche und zugleich höchst bedrohte Tierart aufmerksam machen.
Eine Amphibienart mit zwei Seiten, die durch die dezente Tarnfärbung ihrer Oberseite einerseits als graue Maus erscheint, andererseits aber durch die plakative Warnfärbung der Unterseite wohl unser auffälligster Froschlurch ist. Als ich vor vielen Jahren als junger Schüler meine erste Gelbbauchunke in der Hand hielt, war ich von ihrer leuchtend gelb-schwarzen Bauchfärbung tief beeindruckt. Auch davon, dass die Comicfigur „Unkerich“ der Schuhfirma Salamander („Lurchi“) offenbar auf einer realen Vorlage beruhte – obwohl nicht Unkerichs Bauch, sondern fälschlich sein Rücken gelb war. Später faszinierte mich der berühmte „Unkenreflex“ zur Verteidigung gegenüber Feinden und ich schloss erstmals Bekanntschaft mit dem „Unkenschnupfen“, eine allergieartige Reaktion des menschlichen Körpers auf die giftigen Hautsekrete der Tiere. Es waren diese ganz besonderen Erlebnisse mit der Gelbbauchunke, die meinen beruflichen Werdegang mitprägten. Zum Schutz dieser kleinen, aber außergewöhnlichen Froschlurche unserer Heimat möchten wir mit der vorliegenden Broschüre aufrufen.
Wir wollen nicht nur Einblicke in das spannende Leben der Gelbbauchunke gewähren, sondern Ihnen vor allem auch Gefährdungsursachen und mögliche Schutzmaßnahmen aufzeigen. Nicht jeder kann als Waldbesitz er über den Erhalt wassergefüllter Wagenspuren oder die Neuanlage von Kleinstgewässern als Laichbiotope selbst entscheiden. Doch vielleicht haben Sie andere Möglichkeiten, eine Hilfsmaßnahme für die Unke zu begleiten – natürlich immer in enger Absprache mit den zuständigen Naturschutzbehörden. Deutschland ist für die FFH-Art Gelbbauchunke „in besonders hohem Maße verantwortlich“, denn bei uns lebt rund ein Drittel der bekannten Weltpopulation der Nominatform Bombina variegata variegata. Dies ist auch einer der Gründe, warum das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt das bundesweite und über mehrere Jahre laufende Förderprojekt „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ unter der Trägerschaft des NABU-Landesverbands Niedersachsen durchführen lässt (weitere Informationen).
Wir alle sollten dafür Sorge tragen, dass wir dieser hohen Verantwortung gerecht werden. Damit, allen Unkenrufen zum Trotz , die Rufe der Gelbbauchunke auch in Zukunft zum „akustischen Repertoire“ unserer einheimischen Fauna gehören!
Dr. Axel Kwet
Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde
(Geschäftsbereich Feldherpetologie/Naturschutz )
In Zusammenarbeit mit