Beschreibung der Gelbbauchunke

Nov. 25, 2013 by     Posted under: Amphib des Jahres 2014: Die Gelbbauchunke

Wissenschaftliche und deutsche Namen

Eine lächelnde Unke mit herzchen Pupillen; Foto: A. Kwet

Eine lächelnde Unke mit herzchen Pupillen; Foto: A. Kwet

CARL VON LINNÉ beschrieb die Gelbbauchunke in der 10. Aufl age seiner „Systema Naturae“ aus dem Jahr 1758 unter dem Namen Rana variegata. Spätere Autoren stellten die Art zunächst in die Gattungen Bufo und Bombinator, bevor MERTENS & MÜLLER (1928) den heute noch gültigen Namen Bombina variegata formulierten. Der wissenschaftliche Gattungsname ist aus dem Lateinischen abgeleitet („Bombus“ = dumpfer Ton) und bezieht sich auf den Ruf, der Artname „variegatus“ (bunt, scheckig) nimmt auf die Zeichnung bzw. Färbung der Unterseite Bezug. Auch der deutsche Populärname bezieht sich auf die gelbgefleckte Unterseite, während die alternativen Bezeichnungen „Bergunke“ bzw. „Gebirgsunke“ einen Hinweis auf die Landschaften geben, in denen die Art häufig vorkommt.

 

Die Gelbbauchunke und ihre Verwandtschaft

Gut getarnt: Die Gelbbauchunke von oben

Gut getarnt: Die Gelbbauchunke von oben

Zur Familie Bombinatoridae gehören die Gattungen Barbourula (zwei Arten, Philippinen und Borneo) und Bombina (sechs Arten, Europa, Türkei, westliches und östliches Russland, China, Korea, Vietnam). In Europa kommen neben unserer einheimischen Gelbbauchunke (B. variegata), die einen Großteil des europäischen Areals besiedelt, zwei weitere Arten vor: die Rotbauchunke, Bombina bombina, und die Italienische oder Apenninen-Gelbbauchunke, Bombina pachypus. Der taxonomische Status der letzteren Art ist allerdings noch umstritten; sie wird teilweise auch als Unterart angesehen.

Textautoren: Andreas Nöllert & Richard Podloucky

Woran man sie erkennen kann

  • Kleiner Froschlurch mit gedrungenem, abgeflachtem Körper und breiter, abgerundeter Schnauzenregion
  • Kopf-Rumpf-Länge zumeist wenig über 40 mm, selten über 55 mm
  • Augen nicht seitlich, sondern auf der Kopfoberseite, mit herzförmigen Pupillen

    Abwehrverhalten: der Unkenrefl ex (Kahnstellung); Foto: A. Kwet

    Abwehrverhalten: der Unkenrefl ex (Kahnstellung); Foto: A. Kwet

  • Rücken erscheint durch viele mit Hornstacheln besetzte Wärzchen rau
  • Relativ lange Hinterbeine mit gut ausgebildeten, bis an die Zehenspitzen reichenden Schwimmhäuten

  • Oberseite graubraun, lehmgelb, seltener grünlich oder schwärzlich; oft mit kleinen runden oder länglichen Flecken besetzt; im vorderen Rückenbereich mit zwei hellen, größeren Flecken
  • Gliedmaßen mit mehreren dunklen Querbändern

  • Unterseite mit einem individuell unterschiedlichen Muster auffallend gelb-schwarz (bis gelb-grau)
  • Geschlechtsunterschiede: Männchen besitzen stärkere Arme, zur Fortpflanzungszeit dunkel pigmentierte Brunftschwielen (aus winzigen Hautverhornungen) an der Innenseite der Unterarme, an den inneren zwei oder drei Fingern und der Unterseite der mittleren Zehen. Warzen am Rücken und vor allem am Außenrand der Hinterbeine bei Männchen größer, spitzer, höher und deutlich stärker verhornt als bei Weibchen.

Der Unkenlebensraum

Idealer Unkenlebensraum; Foto: A. Nöllert

Idealer Unkenlebensraum; Foto: A. Nöllert

Ein idealisierter Gelbbauchunken-Lebensraum liegt im Offenland in Waldnähe und besteht aus „gut vernetzten“ feuchten und trockenen Teilbereichen. Die Art bevorzugt zur Fortpflanzung sonnenexponierte, sich leicht erwärmende Klein- und Kleinstgewässer mit geringer Räuberdichte. Bei größeren Gewässern werden flache Randbereiche besiedelt. Natürliche Laichgewässer sind z. B. Überschwemmungstümpel entlang von Fließgewässern, Bachkolke mit geringer Strömung und teilweise periodischer Wasserführung, Quelltümpel, durch Hangdruck-, Grund- oder Regenwasser entstandene Kleingewässer, Wildsuhlen oder wassergefüllte Baumsturztrichter. Aufenthaltsgewässer, in denen sich nicht laichbereite Weibchen und Jungtiere aufhalten, sind hingegen kühler, beschattet oder dicht bewachsen und befinden sich nicht selten im Wald. In der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft werden vielfältige Ersatzlebensräume besiedelt, in der die natürliche Dynamik z. B. durch Maschinentätigkeit oder Weidetiere simuliert wird, wie Abbaugruben, militärische Übungsplätze, gelegentlich auch Viehweiden.
Tagesverstecke und Winterquartiere (mit optimalem Feuchtigkeits- und Temperaturregime) finden die Tiere unter Steinen, in Steinhaufen, unter Totholz und in diversen Lückensystemen, oft in Wassernähe bzw. im Wald. Auch in oder unter den Bulten (hügelförmigen Erhöhungen) unterschiedlichster Gräser (z. B. Binsen) finden die Tiere Versteckmöglichkeiten.

Lebensräume der Gelbbauchunke in Österreich

Laichgewässer der Gelbbauchunke in in der Steiermark auf 1.200 m ü. NN; Foto: R. Podloucky

Laichgewässer der Gelbbauchunke in in der Steiermark auf 1.200 m ü. NN; Foto: R. Podloucky

Die Fortpflanzung der Gelbbauchunke erfolgt meist in seichten, besonnten temporären Gewässern, selten (in heißen Sommern im Osten) auch in stark beschatteten Tümpeln und Bachkolken. Diese Laichgewässer sind oft durch die Wirtschaftstätigkeit des Menschen entstanden. In Materialentnahmestellen wie Schotter- oder Lehmgruben und Steinbrüchen sowie auf militärischen Übungsplätzen gibt es etliche große Populationen. Die meisten Vorkommen der Art in Österreich befinden sich aber in Wäldern, in denen wassergefüllte Fahrspuren auf Forstwegen, Schneisen und Schlagflächen wichtige Laichplätze sind. Selten gibt es noch Primärhabitate, wie Quelltümpel an lehmigen Hängen im Wienerwald oder Felstümpel entlang von Bächen in den Kalkalpen.

 

 

Lebensräume der Gelbbauchunke in der Schweiz

Lebensraum der Unke in einem Steinbruch in der Schweiz

Lebensraum der Unke in einem Steinbruch in der Schweiz

An wenigen Orten nur findet man die Gelbbauchunke in der Schweiz noch in ihrem Primärlebensraum, den Auen der Flüsse und Bäche. Fließgewässer sind als Lebensraum dann noch geeignet, wenn die Abfluss- und Geschiebedynamik noch weitgehend natürlich ist. In den Auen ist die Abundanz der Art meist nicht hoch, aber dafür sind die Populationen durch das Längskontinuum der Fließgewässer gut miteinander vernetzt. Da die meisten Fließgewässer für die Wasserkraft genutzt werden oder aus Gründen des Hochwasserschutz es kanalisiert wurden, ist die Gelbbauchunke großenteils in den Sekundärlebensraum der Abbaugebiete (Kies- und Lehmgruben, Steinbrüche) ausgewichen. Sofern die Bedingungen stimmen, kann die Art dort in großen Populationen vorkommen. Heute ist die Intensität des Materialabbaus jedoch meist so hoch, dass in vielen Abbaugebieten nur noch kleine Flächen für die Amphibien zur Verfügung stehen.
Ein anderer, eher schlecht untersuchter (Primär-) Lebensraum der Gelbbauchunke sind feuchte Wälder, in denen sich kleine Tümpel bilden können. Die Art dürfte im Wald ehemals weit verbreitet gewesen sein, wegen der vielen Abzugsgräben in den Wäldern des Mittellandes sind die waldbewohnenden Populationen aber nur noch klein. Gute Laichgewässer für die Unke können in den Rückegassen der Forstwirtschaft entstehen. Seit die Förster aber gehalten sind, den Wald sorgfältiger zu bewirtschaften und für den Schutz des Waldbodens zu sorgen, gibt es immer weniger solche Gewässer. Heute sind Kleinstgewässer im Wald für die Gelbbauchunke fast nur noch möglich, wenn sie gezielt angelegt werden.

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