Die Smaragdeidechse bei Runkel

Dez 18, 2012 by     Posted under: Geförderte Projekte 2008

Projektdurchführung: Dirk Alfermann, Reinhard Eckstein & AGAR Hessen
Fördersumme: 900 EuroOriginaltitel:

Die Smaragdeidechse bei Runkel: Überprüfung weiterer möglicher Vorkommen im Lahntal

Noch bis vor wenigen Jahren galt die Smaragdeidechse in Hessen als ausgestorben (Joger 1996). Der letzte, bis dahin gesicherte Nachweis stammte aus dem Jahr 1854 vom Niederwald bei Rüdesheim am Rhein (Heimes 1990).
Im Jahr 2003 gelang Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen e. V. (AGAR) bei Kartierungsarbeiten in Runkel an der Lahn überraschend der Nachweis von einzelnen Smaragdeidechsen (Henf & Alfermann 2004). Weitere Recherchen ergaben, dass ortsansässige Naturschützer bereits einige Jahre zuvor ein einzelnes Tier gesichtet hatten. Mittlerweile sind weitere Smaragdeidechsen-Funde aus vergangenen Jahren bekannt. Einer stammt sogar von 1964. Dank der Bereitstellung finanzieller Mittel durch das Hessische Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz war es möglich, in den Jahren 2004 und 2005 vertiefende Untersuchung an der Smaragdeidechsen-Population in Runkel durchzuführen. Im Mittelpunkt dieser Studien standen die Abschätzung der Populationsgröße sowie die Ermittlung der Smaragdeidechsen-Habitate und der Lebensraumstrukturen.

Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), wieder in Hessen vertreten

Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), wieder in Hessen vertreten

Die feldherpetologische Kartierung ergab, dass im Raum Runkel eine vitale, reproduzierende Smaragdeidechsen-Population siedelt. Da mit Ausnahme der unterschiedlichen Kehlzeichnung bei Jungtieren (Rykena 1991) eine morphologische Artzuordnung der Tiere nicht möglich ist, wurden molekularbiologische Analysen von Blutproben durchgeführt. Diese ergaben, dass es sich bei den nachgewiesenen Tieren tatsächlich um die hier zu erwartende westliche Art, Lacerta bilineata, handelt, deren nächstgelegenen, bekannten Populationen im Rheintal nahe der Lahnmündung liegen (Rykena et al. 1996). Für den unteren, rheinland-pfälzischen Teil des Lahntals sind laut Niehuis & Sound (1996) keine sicheren Nachweise von Smaragdeidechsen-Vorkommen bekannt. Nur Hecht (1928) gibt einen undokumentierten Hinweis („lahnaufwärts bis Ems“), der bis heute nicht durch eindeutige Funde bestätigt wurde. In den letzten Jahren erhielt die AGAR von verschiedener Seite aber glaubwürdige Hinweise auf Smaragdeidechsen-Vorkommen, so dass es durchaus wahrscheinlich erscheint, dass noch mit weiteren Vorkommen im unteren Lahntal zu rechnen ist, zumal auch hier die typischen Smaragdeidechsen-Habitate (anstehendes Gestein, [ehemalige] Weinbergslagen) zu finden sind. Die AGAR beabsichtigt nun mit Hilfe der erhaltenen Fördermittel aus dem Hans-Schiemenz-Fonds diese Hinweise zu überprüfen, um weitere Klarheit über die Verbreitung der Smaragdeidechse im Lahntal zu erhalten. Zudem soll für die Öffentlichkeitsarbeit ein Faltblatt erstellt und so zusätzlich versucht werden, weitere Hinweise auf mögliche, bislang unbekannte Smaragdeidechsen-Vorkommen in Hessen und im Lahntal zu erhalten. Sollten weitere Vorkommen im Lahntal festgestellt werden, so würde dies für den bisherigen Kenntnisstand über die Gesamtverbreitung der Westlichen Smaragdeidechse in Deutschland einen äußerst bedeutenden Wissensgewinn darstellen, der bundesweit von Interesse sein wird.

Literatur

  • Hecht, G. (1928): Zur Kenntnis der Nordgrenzen der mitteleuropäischen Reptilien. – Mitt. Zool. Mus. Berlin, 14(3/4): 501-596.
  • Heimes, P. (1990): Die Verbreitung der Reptilien in Hessen. – Naturschutz heute, Wetzlar, 8: 1-26.
  • Henf, M. & D. Alfermann (2004): Neunachweis der Smaragdeidechse im hessischen Lahntal. – Salamandra, Rheinbach 40(3/4): 235-238.
  • Joger, U. (1996): Rote Liste der Säugetiere, Reptilien und Amphibien Hessens – Teilwerk II, Reptilien (5. Fassung, Stand: September 1995). – S. 23-37 in Hessisches Ministerium des Innern und für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz (Hrsg.): Rote Listen der Pflanzen und TierartenHessen. – Wiesbaden.
  • Niehuis, M. & P. Sound (1996): Westliche Smaragdeidechse – Lacerta (viridis) bilineata DAUDIN, 1802. – S. 357-376 in Bitz, A., K. Fischer, L. Simon, R. Thiele & M. Veith (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien in Rheinland-Pfalz. Bd. 1. – Landau (GNOR-Eigenverlag).
  • Rykena, S. (1991): Kreuzungsexperimente zur Prüfung der Artgrenzen im Genus Lacerta sensu stricto. – Mitt. Zool. Mus. Berlin, 67(1): 55-68.
  • Rykena, S., H.-K. Nettmann & R. Günther (1996): Westliche Smaragdeidechse – Lacerta bilineata (DAUDIN, 1802). – S. 558-566 in Günther, R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – Jena (G. Fischer).

Autor: Dirk Alfermann

Veröffentlicht in der DGHT-Mitgliederzeitschrift: elaphe 2-2008

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