Das Amphib des Jahres 2008: Der Laubfrosch
Nachdem wir, die DGHT, 2006 erstmals ein Reptil des Jahres, nämlich die Wald- oder Bergeidechse, und 2007 mit der Knoblauchkröte einen Froschlurch des Jahres ausgerufen haben, sollte im Jahr 2008 turnusgemäß wieder ein Kriechtier an der Reihe sein.
Dass dem nicht so ist, können Sie bereits der Umschlagsgestaltung entnehmen, die „DEN“ Sympathieträger unserer heimischen Amphibienwelt zeigt (vielleicht mit Ausnahme des ebenfalls sehr beliebten Feuersalamanders), nämlich den Laubfrosch (Hyla arborea). Der Europäische Laubfrosch ist sicher die Froschart, die den Amphibienschutz Deutschlands, der Schweiz, Österreichs und auch weiterer EU-Mitgliedsländer in Europa am stärksten versinnbildlicht. Zudem ist er unsere „Flaggschiff-Art“ für einen erfolgreichen Schutz der heimischen Amphibienfauna. Nach einiger Diskussion haben wir uns entschlossen, die lockere Regel aufzuweichen, nach der im Prinzip immer wechselweise ein Kriechtier und ein Lurch des Jahres gekürt werden sollen. Dies hat neben der einfachen Tatsache, dass in Deutschland fast doppelt so viele Amphibien- wie Reptilienarten leben – uns also schon in knapp drei Jahrzehnten die Reptilien „ausgehen“ würden –, einen anderen, viel gewichtigeren Grund:
2008 ist weltweit zum „Year of the Frog“ ausgerufen!
Diese internationale Jahreskampagne wird von „Amphibian Ark“ (AArk) durchgeführt, einem Zusammenschluss aus drei der weltweit bedeutendsten Organisationen, die sich für den Schutz von Amphibien einsetzen, nämlich der „World Association of Zoos and Aquariums“ (WAZA), der „IUCN/SSC Conservation Breeding Specialist Group“ (CBSG) und der „IUCN/SSC Amphibian Specialist Group“ (ASG). Die DGHT ist Mitglied der WAZA, und einige unserer Mitglieder wiederum sind aktiv tätig bei CBSG und ASG, sodass es nahe liegt, dass wir das „Year of the Frog“ mit der Ausrufung eines Frosches des Jahres unterstützen.
Die „Amphibienarche“ AArk ist teilweise für die Umsetzung des 2005 in Washington beschlossenen „Amphibian Conservation Action Plan“ zum weltweiten Schutz der Amphibien verantwortlich. Hauptaufgabe der Kampagne „Year of the Frog 2008“ ist es, auf die globale Amphibienkrise aufmerksam zu machen, die seit einigen Jahren zu starken Populationsrückgängen bis hin zum Aussterben einzelner Arten geführt hat, v. a. in Lateinamerika und Australien. Da die Ursachen dieser Amphibienkrise in vielen Fällen noch im Dunkeln liegen, ist eine wichtige Aufgabe im Jahr des Frosches, die Problematik öffentlich zu diskutieren und auch finanzielle Mittel für Gegenmaßnahmen zu akquirieren.
Mag das Aussterben einzelner Tier- und Pflanzenarten auch zu den natürlichen Erscheinungen der Evolution zählen, so gibt es doch keinen wissenschaftlichen Zweifel darüber, dass das Ausmaß des momentanen Artenschwundes anthropogene, also vom Menschen gemachte Ursachen hat. Und dies gilt ganz besonders auch in unseren Breiten. Gerade der Laubfrosch steht als Vertreter der heimischen Lurchwelt und Symbolart des Amphibienschutzes in Mitteleuropa als mahnendes Beispiel für diese durch den Menschen verursachten Aussterbeprozesse. In den Roten Listen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz belegen der Laubfrosch und viele seiner Verwandten gemeinsam als Wirbeltierklasse (Amphibien) die obersten Ränge der bedrohten Arten!
Andererseits werden im Namen des Laubfrosches aber auch seit einigen Jahren lokale, regionale und länderweite Maßnahmen durchgeführt, die durch die Kopf- und Handarbeit vieler engagierter Naturschützer die Bestände des Laubfrosches teilweise wieder ansteigen lassen; und dies, nachdem die Art sich jahrzehntelang „auf dem absteigenden Ast“ befand. Dies macht Mut und zeigt uns Möglichkeiten auf, das Räderwerk des menschengemachten Niedergangs anzuhalten und teilweise auf ein erträgliches Maß zurückzudrehen. Einiges, was der Mensch durch seine land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung, den Neu- und Ausbau von Straßen und, damit einhergehend, die Zerschneidung der Land- und Wasserlebensräume von Amphibien auf breiter Fläche zerstört, kann also zumindest gemildert oder gar umgekehrt werden.
Der Laubfrosch gehört zu den „streng geschützten Arten“, z. B. nach der deutschen Bundesartenschutz-Verordnung, und ist ebenso in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) der Europäischen Union eingestuft. Dies bringt ihm auf europäischer wie auch auf nationaler Ebene einen besonderen Schutzstatus ein, und alle sind aufgefordert, seine Bestandssituation zu verbessern und den Laubfrosch zu erhalten. In der vorliegenden Aktionsbroschüre haben wir für Sie das zum Schutz dieser Art nötige Hintergrundwissen zusammengestellt. Federführend war hierbei die AG Feldherpetologie der DGHT. Unsere Aktion fachlich begleitet haben neben dem NABU Bundesfachausschuss für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik (BFA) und der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH) dieses Jahr erstmals auch die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (KARCH). So können wir auch die – kaum weniger prekäre – Situation des Laubfroschs in den beiden deutschsprachigen Nachbarländern darstellen.
Als DGHT-AG Feldherpetologie und Artenschutz haben wir schon im Jahr 1992 zusammen mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU Landesfachausschuss für Herpetologie des Landes Brandenburg) in Potsdam ein großes Symposium zum Laubfroschschutz und zum Stand der Laubfroschforschung veranstaltet. Viele Ideen von „damals“ sind in der Zwischenzeit durch praktische Forschungs- und Schutzarbeiten umgesetzt und verankert worden, und die vorliegende „Aktionsbroschüre“ soll dazu beitragen, diesen Weg fortzusetzen. Die Biologie und Ökologie des Laubfrosch ist in den vergangenen 15 Jahren intensiv weiter untersucht worden, und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse und ihre praktische Umsetzung können heute aufzeigen, wie dem Laubfrosch – als „König der Frösche“ – erfolgreich zu helfen ist. Der Laubfrosch braucht auch weiterhin gute Freunde und Paten. Wenn Sie mithelfen wollen, dass er und seine Verwandten ihre Lebensräume nicht erneut verlieren, dann sind Sie herzlich eingeladen, sich zu engagieren und durch Ihre Tätigkeit den Fröschen generell – und dem Laubfrosch ganz speziell – wieder auf die „Sprünge“ zu helfen.
Autoren: Dr. Axel Kwet (2. Vorsitzender der DGHT, Geschäftsbereich Feldherpetologie/Naturschutz), Arno Geiger (Vorstandsmitglied der DGHT-AG Feldherpetologie und Artenschutz)
Textquelle: Aktionsbroschüre 2008: Der Laubfrosch (download)
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