Gefährdung und Schutz des Teichmolchs

Feb 6, 2010 by     Posted under: Amphib des Jahres 2010: Der Teichmolch

Gefährdung

Auenwälder bieten Laichgewässer, Sommer- und Winterlebensräume

In Auenwäldern liegen Laichgewässer, Sommer- und Winterlebensräume eng beieinander; Foto: W.-R.Grosse

Der Teichmolch ist europaweit derzeit nicht gefährdet. In einigen zentraleuropäischen Ländern, wie Tschechien, Österreich und der Schweiz, wird er allerdings in den aktuellen Roten Listen geführt (Vorwarnstufe). Das trifft auch auf weite Gebiete am Arealrand zu, wie Russland, die Niederlande und Norwegen. In der Bundesartenschutzverordnung der Bundesrepublik Deutschland wird der Teichmolch zusammen mit allen anderen einheimischen Amphibien als besonders geschützte Art aufgeführt. Einige wenige Bundesländer haben die Art wegen der deutlichen Verringerung der Zahl der Vorkommen in den jeweiligen Landesflächen auf die Vorwarnliste gesetzt (beispielsweise Baden Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland). In der Kategorie 3 (gefährdet) eingestuft ist der Teichmolch in Mecklenburg-Vorpommern.
Mehr Informationen über die „Rote Liste“ finden Sie unter: Artenschutz

Die Situation des Teichmolches in der Mecklenburger Seenplatte und an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern ist seit jeher anders zu bewerten. Einerseits unterliegen die Teichmolchvorkommen in den Seen einem großen Konkurrenzdruck durch Fische. Anderseits dominiert in den typischen Molchgewässern meist der Kammmolch, der dort mit die größten und individuenstärksten Populationen Deutschlands aufweist.
Aufgrund der Lebensweise dieser Art werden bevorzugt wärmegetönte Offenlandbereiche besiedelt, wie z. B. extensiv bewirtschaftetes Grünland mit seinen unterschiedlichen Gewässern. Gerade diese Regionen sind im Gegensatz zu klassischen Waldgebieten vielfältigsten Einflüssen durch den Menschen ausgesetzt. Deutschlandweit werden unter den Gefährdungsursachen an erster Stelle Verfüllung, Trockenlegung und Verlandung der Gewässer genannt, wobei sich ein negativer Synergieeffekt mit der landwirtschaftlichen Flächennutzung, insbesondere dem Umbruch von Grün- zu Ackerland, respektive Flurbereinigungen, ergibt. Eine zusätzliche Bedrohung der weitgestreuten Teichmolchvorkommen ergibt sich aber aus der unüberschaubaren Intensivierung der gewerblichen und freizeittouristischen Landinanspruchnahme. Bedrohlich erscheint auch die immer mehr zunehmende Ausweisung von Baugebieten in den Randbereichen von Siedlungen. Selbst viele naturnah wirkende Erholungsparks, Wassersportgewässer oder Rekultivierungsobjekte sind absolut amphibienfeindlich und stehen dem Teichmolch nicht als Lebensraum zur Verfügung. Es werden in Mitteleuropa weiterhin viele Gebiete erschlossen, d. h. Landschaften zertrennt, Straßen und Ausbreitungsbarrieren errichtet.

Der Teichmolch überquert bei seinen Wanderungen gefährliche Straßen

Der Teichmolch überquert bei seinen Wanderungen gefährliche Straßen; Foto: W.-R.Grosse

Nur im Rahmen von Krötenfangzäunen und Amphibienschutzanlagen an Straßen zeigt sich überhaupt, wie viele Teichmolche in manchen Jahren wandern und welch große Mengen von Jungmolchen sich am Rande der Straßenbankette aufhalten. Die Zahl der überfahrenen, fortpflanzungsbereiten Tiere im Frühjahr ist dabei nicht annäherungsweise bekannt. Der Strukturwandel in unserer mitteleuropäischen Kulturlandschaft wird sich über Jahrzehnte hinweg mit Sicherheit katastrophal auf die Biodiversität der Amphibiengemeinschaften auswirken. Im Zusammenhang mit Landverbrauch und Klimaveränderungen werden sich dann einzelne lokale Aussterbeereignisse nicht mehr kompensieren lassen.

Der Teichmolch ist in allen Bundesländern Österreichs geschützt. Da der Naturschutz in Österreich wie in Deutschland in der Zuständigkeit der Bundesländer liegt, weichen die einzelnen strikten Schutzbestimmungen leicht voneinander ab. Der Schutz bezieht sich inhaltlich jedenfalls immer sowohl auf die Individuen als auch deren Lebensräume. In der aktuellen Roten Liste der Amphibien und Reptilien Österreichs aus dem Jahr 2007 ist der Teichmolch als „Near Threatened“ (NT), also „in geringem Maße gefährdet“ eingestuft. In den Roten Listen der Bundesländer Salzburg (2006) und Vorarlberg (2008) wird er dagegen als „Endangered“ (EN) oder „stark gefährdet“ geführt. Konkrete Gefährdungsursachen sind zum einen der Verlust naturnaher Laichgewässer und zum anderen der weit verbreitete Fischbesatz bzw. das Aussetzen oder „Entsorgen“ von Fischen in Stillgewässern. Grundsätzlich sind auch Feuchtlebensräume wie Feuchtwiesen, Randbereiche von Niedermooren und Überschwemmungsgebiete stark zurückgegangen. Positiv ist zwar anzumerken, dass sich das Laichplatzangebot für den Teichmolch durch die Anlage von Garten- und Badeteichen im Umfeld von bestehenden Populationen verbessert hat. Einschränkend ist allerdings zu erwähnen, dass derartige Gewässer oftmals im Siedlungsraum liegen und daher für die terrestrisch lebende Kleintierwelt aufgrund des dichten Straßennetzes und der Verbauung nur schwer zu erreichen bzw. zu verlassen sind. Seit 2001 ist südwestlich der Stadt Wien im Wienerwald ein für dieses Gebiet fremdes (allochthones) Vorkommen des Griechischen Teichmolches (Lissotriton v. graecus) bekannt. Diese auf Aussetzungen zurückzuführende Population pflanzt sich fort und hält sich in mehreren Gewässern eines großteils bereits außer Nutzung stehenden Steinbruchgebietes wahrscheinlich schon seit dem Ende der 1980er-Jahre. Ob es zu Auswirkungen auf die heimische Unterart (Lissotriton v. vulgaris) in Form von Verdrängung oder genetischer Veränderung (Introgression) kommt, ist derzeit noch Gegenstand von Untersuchungen.

In der Schweiz wurde bei der Aktualisierung der Roten Liste der Amphibien 2005 die Art in die Kategorie „VU“ (vulnerable), also „verletzlich“ bzw. „gefährdet“, eingestuft, wobei die Einteilung nach den IUCN-Kriterien erfolgte. Der Rückgang des Teichmolchs in der Schweiz muss als dramatisch eingestuft werden, konnte die Art doch nur noch an etwas mehr als der Hälfte der kontrollierten, ehemals bekannten Standorte nachgewiesen werden. Eine direkte Zerstörung der Standorte musste bei 2 % der kontrollierten Vorkommen festgestellt werden, an den anderen Standorten ist der Teichmolch verschwunden, obwohl das Gewässer noch da ist. Spontane Neubesiedlungen sind dagegen nur wenige bekannt. Als Rückgangsursache des Teichmolchs in der Schweiz steht an oberster Stelle die Abwertung der Lebensräume. In vielen Fällen sind auch neue Fischvorkommen die Ursache, welche vor allem auf illegale Aussetzungen zurückzuführen sind. Ferner tragen die Intensivierung der Landwirtschaft, die zunehmend fehlende Wasserdynamik und vermehrtes Verkehrsaufkommen auf Straßen zu einer Schwächung der Populationen bei. Die Tatsache, dass der Teichmolch im Vergleich zu anderen Molcharten meist geringere Individuendichten erreicht, also in eher kleinen Populationen vorkommt und diese stark voneinander isoliert sind, macht ihn besonders anfällig für negative Einflüsse. Neuste Untersuchungen ergaben, dass sieben von 41 auf Befall mit dem für Amphibien gefährlichen Chytridpilz getestete Teichmolche einen positiven Befund zeigten; damit weist der Teichmolch die höchste Befallsrate aller Molcharten auf.

Schutz- und Hilfsmaßnahmen

Neuangelegtes Kleingewässer

Neuangelegte Kleingewässer werden sehr schnell von Teichmolchen besiedelt; Foto: W.-R. Grosse

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Situation der Amphibien in Mitteleuropa dramatisch verschlechtert, obwohl Gegenstrategien seit langem bekannt sind. Vordergründig wirken auch für den  Teichmolch Großschutzgebiete, Vorranggebiete für den Naturschutz mit Kernzonen und Entwicklungsgebieten (also echte Nationalparks), der Erhalt der Biotopvernetzung über Trittstein- und Inselhabitate sowie die flächendeckende Extensivierung der Nutzung der gesamten Kulturlandschaft bestandserhaltend. Das betrifft den gesamten nationalen Bereich des Umweltschutzes bis hin zur Gesetzgebung. Was aber kann der Einzelne tun, um diese schöne Molchart zu erhalten? Maßnahmen für den Teichmolch sind vielerorts möglich und können auch sehr wirkungsvoll sein. Es ist eine alte Weisheit, dass sich Schutzmaßnahmen auf den gesamten Lebensraum einer Art beziehen müssen, und meist profitiert der Teichmolch schon von allgemeinen Artenschutzmaßnahmen, insbesondere von der Gewässerpflege und -neuanlage.

Gewässerpflege

Speziell die Anlage von Kleinstgewässern und die Wiederherstellung natürlicher Strukturen fördern immer auch die Teichmolchpopulationen. Vielerorts hilft es schon, Tümpel, Weiher und Teiche einfach zu entschlammen, Gülleeinleitungen zu unterbinden und Schutzzonen um diese Gewässer als Puffer zu angrenzenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen zu schaffen. Bei der Gewässerneuanlage sollte periodischen, sonnenexponierten Flachgewässern der Vorrang gegeben werden. Die Größe des Gewässers sollte 300 m² nicht überschreiten, die Tiefe 0,5–1 m betragen und ausgedehnte Flachwasserzonen einschließen. Solche Kleingewässer fügen sich in alle Landschaftsformen gut ein und bieten bei entsprechendem, natürlich aufkommendem Bewuchs ideale Lebensmöglichkeiten für den Teichmolch. Auf lehmig staunassen Böden im Flachland und in den Mittelgebirgen sind auch Spurrinnen auf Wegen bei entsprechender Wasserhaltung ideale Laichgewässer; leider werden diese heutzutage allzu oft aufgeschottert oder asphaltiert. Weiterhin besiedelt der Teichmolch auch viele vom Menschen geschaffene Gewässer, wie Feuerlöschteiche, Viehtränken oder Betonteiche in Parkanlagen.
Hilfsmaßnahmen rund ums Gewässer:

  • Anlage von Kleinstgewässern (auch im eigenen Garten)
  • Entschlammung von Gewässern
  • Teilweise Entkrautung von verlandeten Gräben und Kleingewässern
  • Verhinderung von Einleitungen schädlicher Abwässer
  • Abfischen bzw. Vermeiden von Fischbesatz
  • Anlage von naturnahen Gartenteichen.

Landlebensräume und Winterquartiere gestalten

Eine wichtige Hilfsmaßnahme für viele Amphibienarten ist die Anbindung der Sommerlebensräume an die Fortpflanzungsgewässer. Beim Teichmolch sind die Distanzen meist kurz, Wanderungen von über 400 m sind die Ausnahme. Auch Waldränder, Saumgesellschaften und Feldgehölze können durch Fallholzstapel, Lesesteinhaufen oder Laubschüttungen aufgewertet werden, wenn natürliche Kleinsträume, wie Spalten, Nagerbaue, Moospolster oder unterirdisches Wurzelgeflecht, nicht in genügendem Umfang vorhanden sind. Oft wird heutzutage die Bedeutung des Erhalts von Landhabitaten übersehen. Dabei können sich gerade hier viele Helfer einbringen, wie Gärtner, Landwirte, Teichwirte, Waldbesitzer, Mitglieder von Fischerei- und Anglervereinen, oder einfach Naturfreunde.
Pflege der Landhabitate:

  • Erhalt oder Anpflanzung von Hecken und Gehölzen im Gewässerumfeld
  • Lebensräume über Gehölzstreifen vernetzen
  • Strukturen zum Schutz erhalten (Totholz, Steinschüttungen u. ä.)
  •  Schutzmaßnahmen an Straßen und befahrenen Wegen
  •  Schaffung von naturnahen Garten- bzw. Parkbereichen

Wichtig erscheint eine regelmäßige Kontrolle der Anwesenheit von Teichmolchen im natürlichen oder anthropogen (durch den Menschen) bedingten Lebensraum, z. B. durch regelmäßiges Beobachten der Tiere (Monitoring). Der Teichmolch zeigt, wie die meisten Amphibien, innerhalb mehrerer Jahre oft beträchtliche Schwankungen in der Anzahl der Tiere einer Population. Werden aber an einem Standort über 10 Jahre hinweg keine Molche mehr gefunden, sollte man sich über die Ursachen und den Verbleib der Tiere ernsthaft Gedanken machen.

Textquelle: Aktionsbroschüre 2010: Der Teichmolch (download)

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